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Themenreihe „Bildung schafft Zukunft“: Frühe Ungleichheiten beim Zugang zur Kindertagesbetreuung
Mit der Themenreihe „Bildung schafft Zukunft" greift das Amt für Soziale Arbeit der Stadt Fragen aus dem Bildungsbereich auf. Die Veranstaltung am Donnerstag, 15. Februar, widmete sich dem Thema „Frühe Ungleichheiten: Kita-Gaps aus bildungs- und gleichstellungspolitischer Perspektive“.
Kindertageseinrichtungen (Kitas) und die Betreuung durch Tagesmütter oder -väter sind die ersten Bildungs- und Betreuungsorte außerhalb der Familie und legen damit den Grundstein für die gesamte weitere Bildungsbiografie. Bei Betrachtung der Kita-Besuchsquoten stellt sich heraus, dass gerade solche Familien häufig unterrepräsentiert sind, deren Kinder vom Besuch einer Kita in besonderem Maße profitieren würden, etwa im Hinblick auf Förderung und Anregungen.

Auch aus arbeitsmarkt- und gleichstellungspolitischer Perspektive ist der frühe Kita-Besuch von großer Bedeutung, ermöglicht er doch die gesteigerte Erwerbstätigkeit der Eltern, insbesondere von Müttern. Die Bildungsforschung ging lange davon aus, dass der Grund für die geringere Nutzung im mangelnden Interesse der betroffenen Familien zu suchen sei.

Mit dieser Annahme räumt eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) auf, die das Phänomen der „Kita-Gaps“, also der Differenz zwischen Kita-Nutzung und Kita-Bedarf, in den Fokus stellt (www.fes.de/themenportal-gender-jugend/artikelseite/fruehe-ungleichheiten). Im Rahmen der vom Wiesbadener Bildungsbüro initiierten Themenreihe „Bildung schafft Zukunft“ stellte Dr. Mathias Huebener, einer der Autoren der Studie, die wichtigsten Ergebnisse am Donnerstag, 15. Februar, digital vor.

Die Studie betrachtet die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage differenziert nach unterschiedlichen Familienmerkmalen. Auf den Zugang zu Kindertagesbetreuung wirken sich vor allem folgende Merkmale aus: Bildungshintergrund der Eltern, vorherrschende Sprache zu Hause, Armutsrisiko und Haushaltstyp (Alleinerziehende oder Paarfamilien).

Es sind vor allem armutsgefährdete Familien und solche, die zu Hause kein Deutsch sprechen, die sich einen Betreuungsplatz für ihr Kind wünschen, aber keinen bekommen. Die Untersuchung fragt auch nach möglichen Ursachen und differenziert hierbei nach Grün-den auf der Angebotsseite und solchen auf der Nachfrageseite.

Doch nicht allein aus bildungspolitischer Perspektive, auch im Hinblick auf die Chancen einer höheren Erwerbstätigkeit der Mütter, wäre ein ausreichendes Platzangebot ein echter „game changer“: Über 90 Prozent der Mütter geben an, im Falle eines Betreuungsplatzes eine Erwerbsarbeit aufzunehmen.

Es liegt auf der Hand, dass mit einem ausreichenden Platzangebot die beschriebene Problematik der Ungleichheit entschärft würde. Dies ist seit vielen Jahren das Bestreben deutscher Kommunen, auch von Wiesbaden, jedoch stellt die Schaffung zusätzlicher Betreuungsplätze die Kommunen vor große Herausforderungen: Finanzierungsprobleme, die Suche nach Flächen für Neubau und Erweiterungsbauten sowie der Fachkräftemangel wirken als Hemmschuh. Entsprechend werden Kitaplätze noch einige Zeit ein knappes Gut sein. Dennoch kann Dr. Huebener mögliche Maßnahmen gegen Kita-Gaps nennen, deren Umsetzung bereits jetzt möglich wären: verbesserte Informationen für alle Familien über die Wichtigkeit des Kitabesuchs, den Rechtsanspruch und über Wege zum Kita-Platz. Außerdem Unterstützung der Familien beim Anmeldeprozess. Sensibilisierung für unbewusste Diskriminierungsmechanismen beim Anmelde- und Auswahlverfahren.

Diesen Ball greift Katharina Micheel, Sozialplanerin im Amt für Soziale Arbeit, auf und beschreibt die verschiedenen Maßnahmen, mit denen Wiesbaden seit einigen Jahren versucht, die unterschiedlichen Informationsstände bei den Eltern anzugleichen. Hierbei helfe besonders die gute Kooperation verschiedener Akteure und die weitgehende Akzeptanz der Leitlinie „Ungleiches ungleich behandeln“ auch bei den Trägern nichtstädtischer Kitas.

Thomas Scheffler, Leiter der städtischen Kitaabteilung, bestätigt dies und verweist zudem auf die wichtige Arbeit des Sachgebiets Elternbildung im Amt für Soziale Arbeit mit dem die Kita-Abteilung Hand in Hand arbeitet: niedrigschwellige Angebote, Erleichterung der Zugänge, Elternarbeit und Kinderbetreuung an einem Ort, um Kinder schnell in die Vollbetreuung zu bringen. Auch das stadtweite Vormerksystem WiKITA wird stetig weiterentwickelt – so sollen in Kürze Angebote der Tagespflege integriert werden. Die Anregung von Dr. Huebener, die Vormerkungen stärker zu „neutralisieren“ (zum Beispiel Verzicht auf Nachnamen) werden in die Überlegungen einbezogen.

Weitere Informationen zur Themenreihe und die beiden Präsentationen zum Vortrag finden Interessierte unter www.wiesbaden.de/bildung-schafft-zukunft.

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