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Industrie und Holocaust: Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz 2018-2019

Vom 8. August 2018 bis zum 27. Januar 2019 zeigte das Stadtmuseum die internationale Wanderausstellung, die unter der Schirmherrschaft des damaligen Oberbürgermeisters Sven Gerich stand.

Das Familienunternehmen Topf & Söhne in Erfurt hatte sich bereits vor dem Ersten Weltkrieg einen Namen gemacht.

Unter der Leitung der Brüder Ernst Wolfgang und Ludwig Topf begann 1939 die Geschäftsbeziehung mit der SS. Die Ausstellung bezeugt anhand firmeneigener Dokumente diese Zusammenarbeit. Sie zeigt ein ganz normales Unternehmen, das Aufträge entgegennahm und bearbeitete. Firmenmitarbeiter wurden zu Mitwissern und Mittätern. Die Abteilung "Spezialofenbau", die im Erfurter Firmensitz Ausblick auf das KZ-Buchenwald hatte, stellte erst mobile Brennöfen, später stationäre Öfen für die Lager zur Verfügung. Die angespornten Ingenieure, die stets um noch leistungsfähigere Öfen bemüht waren, bestückten schließlich das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau mit ihren Anlagen. Auch bei der Entwicklung der Be- und Entlüftungsanlagen der Gaskammern wurden die Mitarbeiter eingesetzt. Das Unternehmen Topf & Söhne machte es so möglich, dass die Großkrematorien von Auschwitz-Birkenau wie Todesfabriken funktionieren konnten und der Massenmord und die Leichenbeseitigung industriell organisiert wurden.

Der Erinnerungsort Topf & Söhne auf dem ehemaligen Firmengelände in Erfurt hat diese besondere Geschichte aufgearbeitet und wurde dafür 2014 mit dem Museumspreis der Sparkassen Kulturstiftung ausgezeichnet. Die internationale Wanderausstellung arbeitet mit Schlüsseldokumenten aus dem Betriebsarchiv, die in Erfurt ausgestellt sind. Filme, Fotos, Briefe und Berichte zeigen die Firmengeschichte auf und erweitern den Diskurs um den Holocaust. Der Blick fällt auf die private Wirtschaft und ihre Beteiligung an den Verbrechen, die nicht unter Zwang oder auf Befehl erfolgte.

Das Stadtmuseum bot im Rahmen der Ausstellung zwei Lehrerfortbildungen an. Zahlreiche Workshops und Führungen wurden von Schulklassen während der Ausstellungszeit besucht. Darüber hinaus wurde vom Stadtmuseum gemeinsam mit vielen Kooperationspartnern aus der Stadt Wiesbaden ein umfangreiches Rahmenprogramm erstellt und umgesetzt.