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Lang, Moritz

Lang, Moritz

Stadtrat, Stadtältester

geboren: 08.07.1901 in Wiesbaden

gestorben: 30.08.1975 in Wiesbaden


Artikel

„Sein Leben war erfüllt von Arbeit, Pflichterfüllung, Idealismus und Opferbereitschaft“, so umriss einmal der Wiesbadener Oberbürgermeister Georg Buch die Leistungen von Moritz Lang.

Moritz Lang war ein echter „Wiesbadener Bub“. Er wurde als Sohn einer alteingesessenen Wiesbadener Familie geboren. Nach seiner Schulzeit erlernte er das Schuhmacherhandwerk. Er wurde dann Chemiearbeiter bei der Firma Kalle (Chemische Fabrik Kalle & Co.) in Biebrich.

Schon mit 19 Jahren trat er der Gewerkschaftsbewegung bei. 1920 wurde er Mitglied des Arbeiterjugendbundes, der späteren Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ); 1921 trat er der SPD bei. 1922 wurde er Vorsitzender des SAJ-Unterbezirks. Bereits 1933 war er Bewerber der SPD für die Wahl zur Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung. Während der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur vertrat er unerschrocken seine demokratische Überzeugung. Die Folge war, dass er aus dem Arbeitsverhältnis entlassen wurde und jahrelang arbeitslos war.

Nach dem Krieg gehörte er zu den „Männern der ersten Stunde“, die den Grundstein zum Wiederaufbau Wiesbadens legten. 1945 wurde er in den Bürgerrat berufen und 1946 in das Stadtparlament gewählt, dem er bis November 1964 angehörte.

18 Jahre lang – vom 13. November 1949 an - war er ehrenamtliches Mitglied des Magistrats. Besonders in der Nachkriegszeit setzte er sich für die sozialen Belange der Bevölkerung ein. In der Fürsorge- und in der Wohnungsdeputation, im Ausschuss für Gesundheitswesen und im Jugendwohlfahrtsausschuss versuchte er mit Rat und Tat die Not zu lindern. Außerdem gehörte er der Deputation der Verwaltung der Städtischen Krankenanstalten, der Schlacht- und Viehhofdeputation sowie der Deputation für Landwirtschaft und Forsten an.

Seine Hauptaufgabe aber sah er in der Führung der Arbeiterwohlfahrt in Wiesbaden. Vom Oktober 1945 an bis zu seiner Pensionierung 1966 wirkte er als hauptamtlicher Geschäftsführer der AWO. Seine Einsatzfreude und sein Organisationstalent führten dazu, dass er in den Bezirksvorstand, in den Landesausschuss und seit 1946 in den Bundesvorstand berufen wurde. Er war Initiator des Sozialheims des Arbeiterwohlfahrt „Unter den Eichen“, das nach dem Namen seiner Frau, Anna Lang, „Anny-Lang-Heim“ benannt worden ist. 1969 wurde er Ehrenvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt.

Neben seiner politischen und sozialen Tätigkeit war er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft freier Wohlfahrtsverbände in Wiesbaden und Mitbegründer des Arbeiter-Samariter-Bundes, dessen Ehrenplakette ihm verliehen wurde. Seit der Gründung 1953 gehörte er bis 1965 der Hauptversammlung des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen an. Sein vielschichtiges Engagement wurde im November 1961 durch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse gewürdigt. Die Stadt Wiesbaden verlieh ihm die Ehrenschale der Stadt und 1974 die Bürgermedaille in Silber.

Am 21. Dezember 1964 erhielt er den Titel eines Stadtältesten. Ein Altenheim im Schelmengraben trägt seinen Namen