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Bila, Helen von

Bila, Helen von

Juristin, Ministerialrätin

geboren: 19.04.1904 in Halle

gestorben: 11.02.1985 in Gießen


Artikel

Bila entstammte einer Familie mit Sitz in der Goldenen Aue im heutigen Sachsen-Anhalt. Nachdem ihr Vater, ein Offizier, im Ersten Weltkrieg gefallen war, besuchte von Bila für zwei Jahre das Kaiserin-Augusta-Stift in Potsdam. Im Anschluss absolvierte sie eine landwirtschaftliche Ausbildung in Mecklenburg und holte später das Abitur nach.

Nach ihrem Jurastudium, das sie 1932 mit der Promotion abschloss, war sie bis 1945 als juristische Mitarbeiterin in einer internationalen Düngemittelfirma tätig. Anschließend arbeitete sie als juristische Beraterin bei der amerikanischen Militärregierung, darunter auch in Wiesbaden. 1950 verbrachte sie auf Einladung der Militärregierung als Teilnehmerin einer deutschen Juristengruppe mehrere Monate in den USA. Sie beschäftigte sich dort mit Fragen des internationalen und amerikanischen Rechtssystems sowie dem Einfluss amerikanischer Frauen auf die Politik.

Neben ihrem beruflichen Engagement setzte sie sich für die rechtliche Gleichstellung der Frauen in Deutschland ein und unterstützte z. B das Wiesbadener Büro für Staatsbürgerliche Frauenarbeit. 1946 war sie in die SPD eingetreten und wurde 1952 gemeinsam mit Olga Radtke als erste weibliche ehrenamtliche Stadträtin in den Magistrat berufen. Ab 1952 arbeitete sie zunächst als persönliche Referentin für den damaligen hessischen Minister der Justiz, Georg-August Zinn, und wurde ab 1952 von ihm zur Leiterin der Hochschulabteilung im Hessischen Ministerium für Erziehung und Volksbildung berufen. In dieser Position, die sie bis zu ihrer Pensionierung 1969 innehatte, erwarb sie sich hohes Ansehen für den Aus- und Aufbau der hessischen Hochschulen.

Für ihre Verdienste wurde sie mehrfach ausgezeichnet. 1981 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz erster Klasse und im darauf folgenden Jahr die Wilhelm-Leuschner-Medaille des Landes Hessen. Die Philipps-Universität Marburg ehrte sie 1977 mit der Philipps- Plakette und die Justus-Liebig-Universität Gießen berief sie 1982 zur Ehrensenatorin.

Literatur

Im Dienste der Demokratie. Die Trägerinnen und Träger der Wilhelm-Leuschner Medaille. Hrsg.: Hessische Staatskanzlei, Wiesbaden 2004 [S. 131 f.].

Renkhoff, Otto: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten, 2. Aufl., Wiesbaden 1992 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 39) [S. 58].

Röhlke, Cornelia: »… die Welt gehört nun mal dem Mann – und der Frau«. Sechs Wiesbadener Kommunalpolitikerinnen der Nachkriegszeit im Porträt. Hrsg.: Hessisches Sozialministerium – Stabsstelle Frauenpolitik, Stadtarchiv Wiesbaden, Kommunale Frauenbeauftragte Stadt Wiesbaden, Wiesbaden 2006.