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Naab, Jakob Paul

Naab, Jakob Paul
Arzt
geboren: 4. Januar 1872 in Nierstein
gestorben: 6. Marz 1954 in Stuttgart


Artikel

Jakob Paul Naab besuchte von 1878 bis 1882 die Volksschule in Nierstein. Anschließend wechselte er an die Realschule Oppenheim, die er zwischen 1882 und 1884 besuchte. Ab 1884 war Naab Schüler am humanistischen Gymnasium im Mainz, wo er 1892 das Abitur ablegte. Danach studierte Jakob Naab Medizin in Heidelberg und Berlin.

Von 1901 bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges war Jakob Naab als Arzt bei der Deutschen Orientmission in Diyarbakır in der heutigen Türkei tätig. Von 1914 bis 1918 war Naab als Truppenarzt an der Westfront eingesetzt. 1918 verließ er die Armee im Rang eines Oberstabsarztes der Reserve. Nach dem Krieg war er als Allgemeinmediziner in Biebrich tätig.

1922 gründete er in Biebrich mit Mitstreitern den Garten- und Heimstättenverein »Selbsthilfe«. Ziel des Vereins war es, jährlich acht bis zehn Heimstätten zu errichten, und zwar in Eigenregie der Mitglieder. 1934 zog sich Naab aus dem Verein zurück.

1931 wurde Naab Leiter des deutschen Krankenhauses in Istanbul. Das Krankenhaus befand sich formal im Besitz des Deutschen Reiches und wurde vom Deutschen Wohlfahrtsverein zu Konstantinopel betrieben. Naab wurde auf Bitten des Auswärtigen Amtes Leiter dieses Krankenhauses. Der Etat des Krankenhauses stammte zu großen Teilen aus Mitteln des Auswärtigen Amtes. Naabs Vertrag endete Ende 1935. Er schied in Unfrieden aus dem Amt aus, war er doch mit seinem Nachfolger Dr. Hermann Quincke, der wohl als »nicht-arischer« Arzt aus dem Deutschen Reich in die Türkei gewechselt war. Naab hatte sich außerdem unbeliebt gemacht, indem er wegen Schadenersatzstreitigkeiten eines Patienten einem türkischen Anwalt das Mandat übertragen hatte, ohne vorab die Höhe des Honorars abzusprechen, was dieser dann auszunutzen versuchte.

Mit seiner Rückkehr nach Deutschland trat Naab 1936 in den NS-Ärztebund ein. Er wurde auch Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt. Schon drei Jahre vor der »Machtergreifung« im Jahr 1930 hatte er eine Spende an die Wiesbadener SA getätigt.

Naab erhielt in der NS-Zeit 1934 das Verdienstkreuz des Roten Kreuzes, 1935 das Ehrenkreuz für Frontkampfer und 1943 das Kriegsverdienstkreuz II. Klasse. Bei Kriegsende hatte Naab zwei Wohnsitze: Einerseits war er in Wiesbaden-Biebrich gemeldet, andererseits hatte er seinen Lebensmittelpunkt und seine Praxis in Stuttgart. Aufgrund dieser Konstellation durchlief er zwei Spruchkammerverfahren. Beide Spruchkammern stuften Naab als »nicht vom Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus betroffen« ein.

Nach Jakob Paul Naab wurde auf Beschluss des Ältestenausschusses vom 2. August 1973 eine Straße im Stadtteil Biebrich, die Naabstraße, benannt.

Literatur