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Niemöller, Emil Gustav Friedrich Martin

Niemöller, Emil Gustav Friedrich Martin

Evangelischer Geistlicher, Kirchenpräsident

geboren: 14.01.1892 in Lippstadt

gestorben: 06.03.1984 in Wiesbaden


Artikel

Niemöller war 1912–18 Offizier und U-Boot-Kommandant der UC 67. 1920–24 studierte er evangelische Theologie in Münster und war bis 1931 Geschäftsführer der Inneren Mission in Westfalen, anschließend Pfarrer von St. Annen in Berlin-Dahlem.

Seit September 1933 leitete er den Pfarrernotbund; am 01.07.1937 wurde er verhaftet. Zuvor hatte er am 29.06.1937 dreimal in Wiesbaden gesprochen: um 17.00 Uhr in der Marktkirche, um 19.30 Uhr in der Ringkirche, um 20.30 Uhr nochmals in der Marktkirche. Nach gerichtlichem Freispruch wurde er 1938 in den KZs Sachsenhausen und Dachau inhaftiert. 1945 wurde er durch die SS abtransportiert und schließlich durch amerikanisches Militär befreit. Es folgte seine Verbringung nach Neapel und die Freilassung in Wiesbaden, wo er in dem amerikanischen Interrogation Center, Parkstraße 2, zunächst wieder hinter Stacheldraht, festgehalten wurde. Als einzigen ihm bekannten Menschen hatte er bei einem Hofgang Pfarrer Franz von Bernus von der Bergkirche durch den Drahtzaun erkannt und ihn über seine verlängerte Internierung informiert. Am 24.06.1945, erst nach einem viertägigen Hungerstreik, wurde er entlassen.

Im August 1945 nahm Niemöller an der Kirchenführerkonferenz in Treysa bei Ziegenhain teil und wurde Präsident des Kirchlichen Außenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland, EKD. 1947 wurde er zum Kirchenpräsidenten der wiedergegründeten Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) gewählt. 1952 reiste Niemöller nach Moskau. Nach seiner Rückkehr in die Wiesbadener Brentanostraße 3, wo er 1948–84 wohnte, wurde er mit dem Transparent »Zurück nach Moskau – Towaritsch Niemöller! dawaj, dawaj, dawaj!« empfangen. 1954 wurde er Präsident der Deutschen Friedensgesellschaft. 1961–68 war er einer der sechs Präsidenten des Weltkirchenrates.

Niemöller erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1967 den Lenin-Preis und 1971 die Lenin-Medaille in Gold, ferner das Großkreuz des Bundesverdienstordens und 1977 die Wilhelm-Leuschner-Medaille des Landes Hessen sowie die Goldene Friedensmedaille der DDR. 1975 wurde Niemöller zum Ehrenbürger Wiesbadens ernannt und erhielt 1983 die Carl-von-Ossietzky-Medaille. In Ost und West wurden ihm zahlreiche Ehrenpromotionen zuteil. Niemöllers Weg vom kaisertreuen Marineoffizier zum Kämpfer gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik, zum Atomwaffengegner und zum entschiedenen Pazifisten führte ihn auch vom politikfernen Pastor, wie er sich gern nennen ließ, zum engagierten Kirchenmann für die Sache des Friedens. In Wiesbaden hat die Martin-Niemöller-Stiftung ihren Sitz, auch eine Schule ist nach ihm benannt. An seinem ehemaligen Wohnhaus erinnert eine Gedenktafel an ihn.

Literatur

Bentley, James: Martin Niemöller, London 1986 (Deutsch: Martin Niemöller. Eine Biographie. Beck, München 1985).

Nicolaisen, Carsten: Niemöller, Emil Gustav Martin. In: Neue Deutsche Biographie, Bd. 19 [S. 239–241].

Schmidt, Dietmar: Martin Niemöller. Eine Biographie, Stuttgart 1983.