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Rossel, Schwarz & Co.

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Der Apotheker Peter Anton Stoss, der Mechaniker Oskar Schwarz und Josef Rossel († 1901) gründeten am 01.04.1897 eine Firma zur »Herstellung und zum Vertrieb von Apparaten für Heilgymnastik« in Dotzheim. 1898 trat als neuer Teilhaber für Oskar Schwarz der Kaufmann Max Berger in das Unternehmen ein. 1901 verlegte man die Produktion in die Mainzer Straße, wo die 1891 erbauten Werkshallen, ein zweistöckiges Wohnhaus sowie ein Stallgebäude der ehemaligen Margarinefabrik Cron & Scheffel genutzt wurden. Mit Stoss schied 1904 der letzte Gründer aus dem Geschäft aus. Berger, nun alleiniger Inhaber, erwarb die Patente des schwedischen Arztes Gustav Zander und des Wiener Mediziners Max Herz.

Die Lizenzen zur Herstellung der heilgymnastischen Apparate sicherten dem Unternehmen jahrzehntelang eine Monopolstellung. Es expandierte rasch und exportierte seine Produkte in die ganze Welt. Daneben belieferte die Firma große Unternehmen wie die BASF, die Farbwerke Höchst oder Krupp, die für ihre Arbeiter und Angestellten Gymnastikräume eingerichtet hatten. Um 1912 umfasste der Betrieb zahlreiche Werkstätten wie eine Lackiererei, Schreinerei, Schlosserei oder Schmiede, in denen die nun 120 Mitarbeiter der Firma beschäftigt waren. Zudem war ein Netz ausländischer Geschäftsstellen entstanden. Am Chelsea Park in New York unterhielt Rossel, Schwarz & Co. eine Zweigniederlassung. Am 08.07.1922 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Berger und der ehemalige Prokurist des Unternehmens, Hugo Würzburger, bildeten den Vorstand. Rossel, Schwarz & Co. richtete seine Produktpalette neu aus und produzierte nun auch Heißluft- und Sportgeräte. Nach dem Ausscheiden Würzburgers 1929 traten Hans Berger, der Sohn von Max Berger, und der aus Alzey stammende Rudolf Maas in das Unternehmen ein. Da die Familie Berger jüdischen Glaubens war, wurde sie 1939 durch die Nationalsozialisten enteignet und das Geschäft am 29.09.1939 auf Julius August Vermehren überschrieben. Familie Berger, die versucht hatte, zu emigrieren, wurde 1942 in Auschwitz ermordet.

Nach Kriegsende wurde Vermehren 1951 von Rudolf Maas abgelöst, der die im Krieg zerstörten Teile der Fabrik abreißen und durch neue Büro- und Verkaufsräume ersetzen ließ. Ab 1967 leitete Wilhelm Hepfer die Firma als GmbH bis in die 1980er-Jahre hinein. In den folgenden Jahrzehnten betrieben die Inhaber auf dem Firmengelände das MEZ-Möbelzentrum und später das Thomas-Wohn-Center. 2009 stellte der damalige Inhaber Lutz Thomas das Geschäft ein.

Literatur

Spiegel, Margit: Wiesbadener Firmenbriefköpfe. Gebäudeansichten auf Geschäftsschreiben und Rechnungen. 50 weitere Kurzporträts von Unternehmen und Hotels, Bd. 2, Wiesbaden 2011 [S. 109-112].