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Kläranlagen

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Das Gros der Abwasserreinigung in Wiesbaden findet im Hauptklärwerk Salzbachtal statt. Täglich werden dort im Schnitt 50 Mio. l Abwässer aus den Stadtteilen Auringen, Bierstadt, Dotzheim (teilweise), Erbenheim, Heßloch, Igstadt, Klarenthal, Kloppenheim, Medenbach, Naurod, Rambach und Sonnenberg gereinigt. Die zweite Kläranlage, die heute noch im Betrieb ist, ist das Klärwerk in Biebrich. Dort wird das restliche Wiesbadener Abwasser gereinigt, im Schnitt täglich 18 Mio. l. Hierher gelangen die Abwässer aus Biebrich, Dotzheim (teilweise), Frauenstein, Amöneburg, Kastel, Kostheim und Schierstein. Eine Ausnahme bilden Breckenheim, Delkenheim und Nordenstadt, deren Abwässer dem Abwasserverband Flörsheim zufließen. Alle kleineren Kläranlagen, die im 20. Jahrhundert in verschiedenen Wiesbadener Stadteilen und in von Wiesbaden eingemeindeten Orten gebaut worden sind, hat man 2001 oder 2006 stillgelegt.

Bei der Abwasserreinigung unterscheidet man zwei Stufen: die mechanische, in der das Abwasser von groben Schmutzstoffen befreit wird, und die biologische Reinigung, in der die im Abwasser enthaltenen Kohlenstoffverbindungen, Phospate und Ammoniumstickstoffe weitgehend durch Bakterien abgebaut werden.

Das Hauptklärwerk Wiesbaden wurde 1884 im Salzbachtal – für ein Einzugsgebiet, das dem der heutigen Innenstadt entspricht – als eine erste Kläranlage mit einer für damalige Zeiten hohen Reinigungsleistung gebaut. Sie bestand aus drei 30 m langen und 10 m breiten Absetzbecken, in denen rund 2.500 m³ Abwässer mit Kalkmilch unter Zugabe von Pressluft gereinigt werden konnten. In späteren Jahren wurde der Reinigungsgrad durch den Einsatz von unterschiedlichen Rechen verbessert. Harfen-, Dreh- und Saitenrechen entfernten zusätzlich grobe Schmutzstoffe. Im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs wurde diese Rechenanlage durch Bomben zerstört.

In den folgenden Jahren floss das Abwasser der Wiesbadener Innenstadt völlig ungereinigt in den Salzbach – und über diesen in den Rhein. 1950 wurde dann an gleicher Stelle mit dem Bau einer mechanischen Reinigungsanlage mit Schlammfaulung begonnen, die zwei Jahre später ihren Betrieb aufnahm. 1952–62 erweiterte und verbesserte man die Anlage technisch Zug um Zug. Das Abwasser von 150.000 Einwohnern konnte in dieser Kläranlage gereinigt werden. Dennoch war sie bald zu klein und völlig überlastet. In den 1970er-Jahren wurde deshalb eine neue Anlage gebaut: Nacheinander konnten die mechanische Reinigungsstufe (1974), die Schlammentwässerung (1975), die Faultürme (1976) und die neue biologische Klärstufe (1977) in Betrieb genommen werden. 22 Jahre später stand eine Modernisierung des Hauptklärwerks erneut auf der Tagesordnung. Insgesamt wurde die Anlage acht Jahre lang (1995–2003) – bei laufendem Betrieb – umgebaut.

Seit einigen Jahren besitzt Wiesbaden nun eines der modernsten Klärwerke Europas. Das Klärwerk in Biebrich wurde bereits 1905 im Distrikt »Rheinfeld« als eine Rechenanlage zur Abwasserreinigung gebaut. Mehrere Rechen und Siebe entfernten die groben Schmutzstoffe aus dem Abwasser. Die verbleibenden Schmutzstoffe konnten dann viele Jahrzehnte lang aufgrund der hohen Selbstreinigungskraft des Rheins ohne Bedenken in den Fluss geleitet werden. Dies änderte sich schlagartig nach dem Zweiten Weltkrieg. 1963 begann man an einem Standort unweit der alten Anlage mit dem Bau eines mechanisch-biologischen Klärwerks, das in den siebziger Jahren erweitert wurde. 1999–2008 wurde das Klärwerk Biebrich in zwei Schritten modernisiert. Zunächst wurde der Wasserweg erneuert. Seit der Fertigstellung (2001) findet die komplette Reinigung des Abwassers innerhalb eines Gebäudes statt. Dadurch ist eine Lärm- und Geruchsbelästigung nahezu ausgeschlossen. Im August 2008 wurde der neue Schlammweg nach vierjähriger Bauzeit in Betrieb genommen. Nachdem die Modernisierung des Klärwerks Biebrich abgeschlossen war, legte man die beiden 1957/58 und 1968 errichteten Klärwerke in Kostheim und Kastel still. Seitdem wird das Abwasser von AKK über Pumpstationen und Kanäle zur Reinigung nach Biebrich geleitet.

1976 nahm der Abwasserverband Naurod-Auringen das neu errichtete Klärwerk in Auringen in Betrieb. 1977 wurde im Zuge der Gebietsreform die Verantwortung dem Entwässerungsbetrieb der Stadt Wiesbaden übertragen. 1984 wurde das Klärwerk erweitert und 2006 still gelegt. 1970–2006 wurde das Medenbacher Abwasser in der außerhalb des Orts gebauten Kläranlage gereinigt. Seit 2006 werden die Abwässer aus den drei Vororten über Pumpstationen und Kanäle zur Reinigung ins Hauptklärwerk geleitet.