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Köhler, Erich

Köhler, Erich

Politiker, Landtagsabgeordneter, Bundestagsabgeordneter, 1. Bundestagspräsident

geboren: 27.06.1892 in Erfurt

gestorben: 23.10.1958 in Wiesbaden


Artikel

Köhler studierte Volkswirtschaft und Staatswissenschaften in Marburg, Berlin, Leipzig und Kiel, nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil und wurde 1919 mit dem Thema »Beziehungen der thüringischen Industrie zum Weltmarkt« zum Dr. sc. pol. promoviert. Im gleichen Jahr fand er eine Anstellung als Geschäftsführer des Arbeitgeberbundes in Kiel und übte dieses Amt bis 1933 aus.

In der Weimarer Republik trat er in die DVP (Deutsche Volkspartei) ein und gehörte dem schleswig-holsteinischen Landesvorstand und dem Berliner Zentralvorstand der Partei an. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten musste er wegen seiner Ehe mit einer Jüdin seine Anstellung und seine Ämter aufgeben. Nach langer Arbeitslosigkeit war er als Versicherungsagent tätig. Doch wurde er weiterhin von der Gestapo verfolgt.

1945 wurde Köhler Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Wiesbaden und Mitbegründer der hessischen CDU, deren Fraktion er seit 1946 im Hessischen Landtag führte. Er wurde Mitglied in der Verfassunggebenden Versammlung und übernahm 1947 die Präsidentschaft des Wirtschaftsrates der Bizone.

1949 wurde er für den Wahlkreis Wiesbaden als Direktkandidat in den ersten Deutschen Bundestag gewählt. Konrad Adenauer (CDU), den Köhler später als ersten Bundeskanzler vereidigen sollte, nominierte ihn für das Amt des Bundestagspräsidenten. Er wurde mit breiter Mehrheit (346 von 402 Stimmen) in das Amt gewählt. Doch Köhlers Amtsführung stand unter keinem guten Stern. Von Anfang an überschattete zudem sein labiler Gesundheitszustand seine Arbeit. Auch konnte er gegenüber den prägenden Persönlichkeiten der ersten Legislaturperiode – Konrad Adenauer (CDU), Kurt Schumacher (SPD) und Theodor Heuss (FDP) – nur schwerlich Statur gewinnen, es kam sogar zu einem Misstrauensvotum. Am 18.10.1950 trat Köhler zurück.

1953 noch einmal in den Bundestag gewählt, verzichtete er 1957 aus gesundheitlichen Gründen auf eine erneute Kandidatur. Im selben Jahr wurde er von Bundespräsident Theodor Heuss mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband ausgezeichnet.

Seine letzten Lebensjahre waren von schwerer Krankheit überschattet, die ihm eine weitere politische Arbeit unmöglich machte.

Literatur

Michael F. Feldkamp: Der noble, aber kranke Präsident. Erich Köhler (1949–50). Er war der temperamentvollen Atmosphäre des 1. Bundestages nicht gewachsen. In: Das Parlament Nr. 51/52 vom 20.12.2010.