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Stadtlexikon

Reese, Ernst Alfred Heinrich

Reese, Ernst Alfred Heinrich

Sozialdezernent

geboren: 11. September 1929 in Detmold (Lippe)

gestorben: 17. Januar 1984 in Wiesbaden


Reese war der Sohn des als Gutsverwalter tätigen Landwirts Alfred Adolf Wilhelm Louis Reese (Jahrgang 1902) und dessen Ehefrau Margarete Luise Pauline Marie Auguste Reese geb. Fritzemeier (Jahrgang 1909). Er wuchs auf einem Gutshof auf und besuchte von Ostern 1936 an die Volksschule, zunächst in Remminghausen und Spork-Eichholz. Zu seiner auf Grund des Geburtsjahrgangs wahrscheinlichen Mitgliedschaft im Jungvolk und in der Hitler-Jugend sind keine gesicherten Informationen bekannt.

Offenbar zog die Familie mehrfach um. Ernst Alfred Reese besuchte in den 1930er-Jahren Schulen in Rennerod (Westerwald) und Runkel an der Lahn. Vom 1940 bis 1946 war er Schüler der Mittelschule in Diez. Dort erlangte er 1946 den Mittelschulabschluss. Im selben Jahr siedelte die Familie in den Rheingau über, wo der Vater die Leitung eines Gutshofes übernahm. 

1947 trat Ernst Alfred Reese eine Verwaltungsausbildung beim Landeshauptmann des Bezirkskommunalverbands Wiesbaden, dem Rechtsvorgänger des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen (LWV), an. Er besuchte das Verwaltungsseminar Wiesbaden und legte 1950 die Verwaltungsprüfung I ab, worauf er ins Beamtenverhältnis auf Probe als Landessekretär im mittleren Dienst übernommen wurde. Am 15. März 1952 schloss Reese in Wiesbaden die Ehe mit Inge Emmy Hanny Roth (1931-1987). 1952 wurde der erste Sohn geboren. Ihm folgten ein weiterer Sohn und eine Tochter.

Ab 1952 lebte Reese im Wiesbadener Rheingauviertel. 1953 legte er die Verwaltungsprüfung II ab und qualifizierte sich damit für den Gehobenen Dienst. 1954 wurde er zum Landesinspektor, 1961 zum Landesoberinspektor befördert. 1957 wurde er zudem ins Beamtenverhältnis auf Lebenszeit berufen. 1956 bis 1959 besuchte Reese in seiner Freizeit die Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie in Mainz.

Ebenfalls 1953 trat Reese in die SPD ein. Von 1955 bis 1960 war er Vorsitzender der Jusos im Unterbezirk Wiesbaden. Er war zudem Vorsitzender des Ortsvereins Südwest (Rheingauviertel) und Mitglied des Unterbezirksvorstandes der SPD.

Seit der Kommunalwahl 1960 war Reese Mitglied der Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung für die SPD. Von 1964 bis 1968 war er stellvertretender Vorsitzender und von 1968 bis 1971 Vorsitzender des Finanz- und Wirtschaftsausschusses der Stadtverordnetenversammlung. Darüber hinaus war er Mitglied unter anderem im Hauptausschuss, im Widerspruchsausschuss, im Ältestenausschuss, im Rhein-Main-Ausschuss sowie in verschiedenen sozialen Deputationen, Ausschüssen und Kommissionen, wie dem Fachausschuss Jugendpflege, der Deputation für Gesundheits- und Krankenhauswesen und der Betriebskommission für die Kurbetriebe. Seit 1966 bekleidete Reese zudem das Amt des SPD-Fraktionsgeschäftsführers und leitete den Arbeitskreis Jugend- und Sozialhilfe der SPD-Stadtverordnetenfraktion.

Reese war auch überregional engagiert. So war er Mitglied des Sozialausschusses und des Gesundheitsausschusses des Hessischen Städtetags sowie von 1965 bis 1969 und von 1977 bis 1981 Abgeordneter in der Verbandsversammlung sowie 1969 bis 1977 Mitglied des Verwaltungsausschusses des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen.

Parallel zu seiner politischen Laufbahn verfolgte Reese eine Karriere als Verwaltungsbeamter des Gehobenen Dienstes. Während er beim Landeswohlfahrtsverband auf verschiedenen Gebieten der überörtlichen Sozialhilfe tätig war, zuletzt als Sachgebietsleiter für „Gesundheits- und Körperbehindertenführsorge“, wechselte er im Februar 1962 zur Personalabteilung des Hessischen Kultusministeriums. Dort stieg er bis 1965 zum Regierungsamtmann auf. Ende der 1960er-Jahre war Reese im Referat P I 2 „Gesetzgebung und Grundsatzfragen auf den Gebieten Beamtenrecht, Tarifrecht, Sozialversicherungsrecht“ als Sachbearbeiter für Fragen des Beamten- und Laufbahnrechts des wissenschaftlichen Personals der Hochschulen tätig. Im Mai 1970 erreichte Reese mit einer Sondergenehmigung des Landespersonalamtes das Amt eines Regierungsamtsrats. 1971 wurde er als einziger Kandidat zum Wiesbadener Sozialdezernenten gewählt. Zu seinen Zielen zählten Rationalisierungsmaßnahmen im Rahmen der Haushaltskonsolidierung und flachere Führungsstrukturen in den Ämtern, für die er Verantwortung trug.

Während seiner zehnjährigen Dienstzeit forderte Sozialdezernent Reese beharrlich zusätzliche Mittel für seinen Zuständigkeitsbereich und übte in diesem Zusammenhang auch scharfe Kritik an Bund und Land. Reese war darüber hinaus ehrenamtlich für verschiedene Einrichtungen, wie den Gemeinnützigen Verein für Behindertenhilfe Wiesbaden-Rheingau-Taunus-Kreis, deren Vorsitzender er bis zu seinem Tode war, tätig. Zudem übernahm er führende Rollen bei der Zimmermannʼschen Stiftung – Versorgungshaus für alte Leute Wiesbaden, dem Institut für Erziehungshilfe Wiesbaden und in der Arbeitsgemeinschaft der freien und behördlichen Wohlfahrtspflege. 

Im Oktober 1976 wurde Reese wiedergewählt. Anlässlich seines 50. Geburtstags 1979 lobte die Wiesbadener Presse seinen Einsatz für die sozialen Belange, insbesondere für sozial Schwache. Zudem setzte sich Reese für die Verbesserung der Beziehungen zwischen der BRD und Israel ein. So förderte er einen deutsch-israelischen Jugendaustausch, aus der sich die Städtepartnerschaft mit Kfar Sava entwickelte.

In Reeses Amtszeit fiel die Einsetzung des ersten Seniorenbeirats (1976) sowie die Einrichtung verschiedener Jugendzentren (etwa in Biebrich 1977). Hinzu kamen Neubauprojekte in den Bereichen Altenheim und Krankenhaus. In der Bilanz seiner Amtszeit wurde zudem insbesondere der Bau zweier innerstädtischer Kindertagesstätten an der Kronprinzenstraße und am Luxemburgplatz sowie die Einrichtung der Behindertenwerkstatt in der Hagenauer Straße 1979 hervorgehoben. Zugleich kam es aber auch zu kleineren politischen Skandalen im Sozialbereich, etwa im Zusammenhang mit dem Jugendzentrum PUB in der Friedrichstraße.

Bereits im Sommer 1980 verschlechterte sich Ernst Alfred Reeses Gesundheitszustand und so schied er auf eigenen Wunsch vorzeitig zum Jahresende 1980 aus dem Amt aus.

1981 heiratete Reese ein zweites Mal und starb am 17. Januar 1984 in Wiesbaden.

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