Unterwegs im ... Museum Wiesbaden
Das Museum Wiesbaden ist das Landesmuseum für Kunst und Natur in Hessen. In einer deutschlandweit einzigartigen Präsentation zeigt es Kunstwerke vom Mittelalter bis zur Gegenwart sowie spannende naturhistorische Sammlungen. Was Ihr auf keinen Fall verpassen dürft, verrät Pressesprecherin Susanne Hirschmann.
Vor dem Museum steht eine Skulptur von Goethe – warum?
Susanne Hirschmann: Johann Wolfgang von Goethe besuchte Wiesbaden als Kurgast und bemerkte, dass die Stadt keine öffentliche Museumssammlung besaß. Im Austausch mit seinem Bekannten, Freiherr Johann Isaac Freiherr von Gerning, regte er an, dass dessen Sammlung doch für die Bevölkerung zugänglich gemacht werden sollte. Der Freiherr hatte die beachtliche und für ihre naturkundlichen Objekte berühmte Sammlung seines Vaters geerbt – darunter auch Präparate, die die Wissenschaftlerin und Künstlerin Marian Sibylla Merian bei ihren Reisen aus Surinam mitbrachte. Schließlich überließ Gerning die Sammlung gegen eine Leibrente dem Staat Nassau - und so begann die Geschichte unseres heutigen Museums.
Das Goethe-Denkmal vor dem Museum erinnert an diesen wichtigen Impuls. Der Bildhauer Hermann Hahn hatte den mythologischen Göttervater Zeus vor Augen, als er das Denkmal schuf. Daher kommt der Adler. So soll die Skulptur auch für die geistige Stärke und kulturelle Bildung stehen.
Was ist das Besondere am Museum Wiesbaden?
Susanne Hirschmann: Das Museum Wiesbaden ist eines der drei Hessischen Landesmuseen. Das Besondere an unserem Haus ist, dass es Kunst und Natur in einer deutschlandweit einzigartigen Präsentation verbindet. Auf einer Fläche von 7.000 Quadratmetern reichen die Exponate der beiden Sparten von naturkundlichen Objekten bis hin zur Kunst der aktuellen Gegenwart. Zu den Höhepunkten der Kunstsammlungen zählt die weltweit bedeutendste Sammlung von Alexej von Jawlensky und die international renommierte Jugendstil-Schenkung F. W. Neess. Beide Sparten verbindet als Publikumsliebling die Dauerausstellung "Ästhetik der Natur". Ein Eisbär in voller Größe, ein Gepard im vollen Lauf – mit mehr als 6.000 Naturobjekten wird die formenreiche sowie farbprächtige Artenvielfalt präsentiert.
Welche Highlights sollte man in den Naturhistorischen Sammlungen auf keinen Fall verpassen?
Susanne Hirschmann: Die Dauerausstellung "Ästhetik der Natur" mit ihren fünf Themenräumen Wandel, Farbe, Form, Bewegung und Zeit! Dort werden Phänomene der Natur erklärt und meisterhafte Tierpräparate und -modelle wie auch Dioramen laden zu einer Reise in die unterschiedlichsten Regionen der Erde ein. Mein Favorit ist die Seestern-Vitrine im Formenraum. Man sieht große und kleine, bunte und stachelige Seesterne. Beliebt sind auch die Vitrinen zur Tarnung im Raum der Farbe. Sie laden dazu ein, alle Tiere des Dioramas wie bei einem Wimmelbild zu finden.
Und welche in den Kunstsammlungen?
Susanne Hirschmann: In den Kunstsammlungen treten neun Jahrhunderte Kunst miteinander in den Dialog. Sie reichen vom 12. Jahrhundert bis in die Gegenwart und sind in die Bereiche Alte Meister, Jugendstil, Klassische Moderne und Moderne und Gegenwart unterteilt. Wer die Ausstellungsräume der Alten Meister besucht, sollte Carl Spitzwegs "Der Schmetterlingsfänger" oder Anselm Feuerbachs "Nanna" unbedingt gesehen haben. In der Jugendstilsammlung mache ich immer einen Abstecher zur Büste von Alfons Mucha "La Nature" – sie ist das "Gesicht" der Sammlung.
Kein Besuch der Galerieräume der Klassischen Moderne kommt ohne das Betrachten der Gemälde des russischen Expressionisten Alexej von Jawlensky herum. In der Modernen und Zeitgenössischen Kunst sind die Künstlerräume ein Highlight. Hier werden Positionen wie Rebecca Horn, Katharina Grosse oder Angela Glajcar ganze Ausstellungsräume gewidmet. Direkt im Eingangsbereich steht ein besonderes Highlight: Ich verliere mich gerne in der optischen Illusion von Horns Installation "Jupiter im Oktogon" direkt unter der Eingangskuppel.
Alexej von Jawlensky nimmt eine besondere Rolle im Museum Wiesbaden ein ...
Susanne Hirschmann: Das Herzstück unserer Kunstsammlung bildet die international bedeutendste, mehr als hundert Werke umfassende Sammlung des russischen Expressionisten Alexej von Jawlensky. Er war Mitglied der Künstlergruppe "Blauer Reiter" und verbrachte die letzten 20 Jahre seines Lebens hier in Wiesbaden. Mit dem Museum war er schon Anfang des 20. Jahrhunderts eng verbunden und viele seiner Gemälde gelangten über die Wiesbadener Sammlung Kirchhoff, Ankäufe und Schenkungen in den Bestand. Die sogenannte Mona Lisa unserer Ausstellungsräume ist die "Dame mit Fächer". Mit dem expressiven Einsatz von Farbe und den markanten Konturen wird deutlich, wie Jawlensky zu der Avantgarde seiner Zeit gehörte und den Weg für die Moderne ebnete.
Ein echtes Highlight ist auch die Jugendstil-Sammlung!
Susanne Hirschmann: Die Jugendstilsammlung Schenkung Ferdinand Wolfgang Neess eröffnete 2019. Sie ist ein außergewöhnliches Gesamtkunstwerk des Jugendstils und des Symbolismus, welches der Privatsammler Ferdinand Wolfgang Neess über Jahrzehnte aufbaute und schon zu Lebzeiten dem Museum anvertraute. Über 570 Objekte – von Gemälden, Lampen, Sitzmöbeln bis hin zu Vasen – machen das Lebensgefühl des Fin de Siècle auf einzigartige Weise im Museum Wiesbaden erlebbar. Mit Schwerpunkten auf Frankreich, USA, Österreich und Deutschland können hochkarätige Objekte der Hauptvertreter der Strömung – Hector Guimard, Louis Majorelle, Fernand Khnopff, Henry van de Velde, Alfons Mucha, Émile Gallé, Franz von Stuck oder Louis Comfort Tiffany – entdeckt werden. Mit der Schenkung wurde Wiesbaden zu einer Topadresse des Jugendstils und ist ein Must-See für Design-Liebhaber.
Gut zu wissen:
- An den Langen Donnerstagen (Öffnet in einem neuen Tab) hat das Museum Wiesbaden bis 21 Uhr geöffnet. Es werden Afterwork-Führungen, Vorträge, Workshops und im Sommer Wein und Fingerfood auf dem Museumsvorplatz angeboten. Das Museumscafé hat an den Langen Donnerstagen bis 20.30 Uhr geöffnet. Ab 18 Uhr gilt der ermäßigte Preis.
- Samstag ist Frei-Tag (Öffnet in einem neuen Tab)! An jedem ersten Samstag im Monat ist der Eintritt im Museum Wiesbaden frei. Im Fokus steht immer eine Ausstellung, zu der es Führungen und andere Aktionen gibt.
- 2 Museen. 2 Tage. 1 Ermäßigung (Öffnet in einem neuen Tab). Beim Erwerb eines Vollpreistickets im Museum Wiesbaden Museum oder im Museum Reinhard Ernst erhaltet Ihr den ermäßigten Eintritt im jeweils anderen Haus. Diese "Nachbarschaftsermäßigung" - die beiden Museen liegen nebeneinender - gilt am Tag des Erwerbs sowie am darauffolgenden Tag.