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Glücklich, Heinrich

Glücklich, Heinrich

Kaufmann, Politiker

geboren: 11.01.1877 in Bad Homburg vor der Höhe

gestorben: 16.09.1971 in Wiesbaden


Artikel

Glücklich trat 1905 in die Firma seines Onkels Johann Christian Glücklich in Wiesbaden ein, wurde 1907 Vorsitzender des Kaufmännischen Vereins sowie 1910 Mitbegründer und später Präsident und Ehrenpräsident der Deutschen Gesellschaft für Kaufmannserholungsheime. Diese Gesellschaft baute er nach 1945 wieder auf; unter seiner Leitung wurde sie zur »Europäischen Gesellschaft für Kur- und Erholungsheime«.

Bereits als Zwanzigjähriger hatte er sich der Nationalliberalen Partei angeschlossen und wurde 1910 in die Stadtverordnetenversammlung gewählt. Bis 1933 war er Vorsitzender der im Dezember 1918 aus den Nationalliberalen hervorgegangenen Deutschen Volkspartei. 1928–33 amtierte er als Stadtrat und ehrenamtliches Magistratsmitglied. In diese Zeit fällt auch sein Wirken in zahlreichen Ausschüssen und Deputationen (Kur- und Bäderwesen, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur, höhere Schulen u. a.). Dem Immobiliengeschäft, das er seit 1914 allein leitete, wurde ein Reisebüro mit einer Lotterie-Annahmestelle sowie einer amtlichen Fahrkartenausgabe angegliedert. 1920 übernahm Glücklich die Leitung der deutschen Niederlassung der ägyptischen Zigarettenfabrik Ed. Laurens GmbH.

Als Gegner der Nationalsozialisten nach 1933 zwangsweise aus seinen Ämtern entfernt, nahm er nach 1945 seine politische Arbeit sofort wieder auf und zählt zu den Männern der »Ersten Stunde«. Er gehörte zu den Mitbegründern der CDU in Wiesbaden, trat jedoch Ende 1945 wieder aus und gründete die Bürger- und Bauernpartei, die im Oktober 1946 in die Liberal-Demokratische Partei überführt wurde. 1946–50 war er als Abgeordneter der LDP Mitglied des ersten Hessischen Landtags und erster Alterspräsident. Mit Nachdruck setzte er sich im Landtag für die Belange der hessischen Bäder und Kurorte ein. Im Juni 1948 stellte er sich erneut als ehrenamtlicher Stadtrat in den Dienst der Kommunalpolitik in Wiesbaden.

Der Förderung der Kur und des Fremdenverkehrs galt sein besonderes Interesse. Seine Initiative trug mit dazu bei, dass das balneologische Institut und die Rheumaklinik geschaffen wurden. Von ihm stammte auch die Anregung, die Fasanerie in einen Tierpark umzuwandeln.

Am 03.03.1952 schied er aus dem Magistrat aus. Glücklich war Vorsitzender (bzw. seit 1953 Ehrenvorsitzender) des Kur- und Verkehrsvereins sowie des Vereins ➞ Haus- & Grund Wiesbaden; er gehörte dem FDP-Kreisverband und der Wirtschaftlichen Vereinigung an, die er 1948 ins Leben gerufen hatte.

Am 12.01.1950 wurde Glücklich zum Ehrenbürger der Stadt Wiesbaden ernannt. Auch Grasellenbach im Odenwald, wo er ein Erholungsheim hatte errichten lassen, würdigte ihn mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft. Der Bundespräsident verlieh ihm anlässlich seines 75. Geburtstages das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse und im Dezember 1960 das Große Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Zu seinem 85. Geburtstag 1962 wurde er mit der Goldenen Ehrenplakette der Stadt Wiesbaden ausgezeichnet.

Literatur

Renkhoff, Otto: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten, 2. Aufl., Wiesbaden 1992 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 39) [S. 234].

Spiegel, Margit: Wiesbadener Firmenbriefköpfe aus der Kaiserzeit 1871–1914. Fabrik- und Hotelansichten auf Geschäftsschreiben und Rechnungen. 50 Beispiele mit Firmenkurzporträts, Bd. 1, Wiesbaden 2003 [S. 75–77].