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Kur- und Verkehrsverein e.V.

Artikel

Der Kur- und Verkehrsverein entstand 1862 auf Initiative einiger Wiesbadener Honoratioren unter Vorsitz von Augenarzt Dr. Alexander Pagenstecher, der spätere Kurdirektor Ferdinand Hey’l bekleidete das Amt eines Bürovorstehers. Zu den ersten Aktivitäten gehörte die Publikation von Broschüren und der Kur- und Fremdenliste. Nach der Annexion Nassaus machte sich der Kur- und Verkehrsverein für die Übernahme der Kureinrichtungen durch die Stadt, für die Umgestaltung der Kur- (1875) und der Kochbrunnen-Anlagen (1888) und für einen Kurhausneubau stark. 1925 benannte man sich um in »Neuer Kurverein Wiesbaden«.

Als nach dem Ende der Besatzungszeit 1930 der Kurbetrieb wieder aufgenommen werden konnte, warb der Kur- und Verkehrsverein mit dem Motto »Uralte Heilkraft – ewig junge Schönheit« und firmierte seit etwa 1936 unter dem Namen »Wiesbadener Kur- und Verkehrsverein«. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Nationalsozialisten bereits die Gleichschaltung der Vereine und das »Führerprinzip« durchgesetzt; an der Spitze des Kur- und Verkehrsvereins stand ein »Parteigenosse«, Stadtrat Ludwig Altstadt. Jüdische Mitglieder hatten den Verein zu verlassen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lenkte Stadtrat Heinrich Glücklich die Geschicke des nunmehrigen »Kurvereins Wiesbaden«. In dieser Zeit entwickelte der Kur- und Verkehrsverein Initiativen für die Wiederherstellung der Schutzhütten und die Aufstellung von Bänken, er nahm Einfluss auf den Wiederaufbau des Staatstheaters, der Theater- und der Brunnenkolonnade sowie des Kurhaussaales. 1952–57 gab er das »Kur- und Fremdenblatt«, danach das Wiesbadener Leben heraus.

Auch setzte sich der Kur- und Verkehrsverein für einen Strukturwandel Wiesbadens zur Kur-, Kongress- und Tagungsstadt und für die Errichtung einer modernen Kongresshalle ein, die dann schließlich 1957 in der Rhein-Main-Halle verwirklicht wurde. Ab 1962 kam es zu einer engen Zusammenarbeit mit der Gesellschaft der Freunde des Staatstheaters. 1965 begann der Kur- und Verkehrsverein mit der Anbringung von Hinweistafeln an historischen Gebäuden und Plätzen; auch die Anlage des Lapidariums unterhalb des Römertors ist ihm zu verdanken, ebenso der Wiesbadener Brief.

Als der Kur- und Verkehrsverein sein 125-jähriges Bestehen feierte, waren die Mitgliederzahlen gleichwohl schon seit längerer Zeit rückläufig. 2011 fusionierte der Kur- und Verkehrsverein schließlich mit den »Freunden der Wiesbaden Stiftung e.V.«.

Literatur

Freunde der Wiesbaden Stiftung e.V. (Hrsg.): 150 Jahre Kur- und Verkehrsverein Wiesbaden, o.O., o. J.