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Schwimmbäder

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Wiesbaden verfügte lange Zeit über keine öffentliche Badeeinrichtung außer dem Rhein. Eine Ausnahme bildete die Kaltwasserheilanstalt im Nerotal. Hier wurde 1854 das erste öffentliche Freiluft-Schwimmbad Wiesbadens mit einem Becken von 30 × 12 m eröffnet. In dem allerdings nur 13,6 °C kalten Wasser konnten Knaben das Schwimmen erlernen. In den 1890er-Jahren verschwand das Bad im Zuge der Umgestaltung der Nerotal-Parkanlagen. Einen Ersatz bot seit 1895 die Schwimmhalle des Augusta-Victoria-Bads des Hotels Kaiserhof, die auch von Wiesbadenern und Kurgästen genutzt werden konnte. Das 1934 eröffnete Opelbad auf dem Neroberg war das erste eigentliche Freischwimmbad der Stadt. Schon fünf Jahre später setzten die Planungen für das Freibad Kleinfeldchen ein. Seit 1919 existierte hier ein Sportplatz, der an Stelle früherer Kleingärten in Eigeninitiative von Anwohnern gegründet und seit 1920 vom Amt für Leibesübungen verwaltet wurde.

1939 wurde der Stadt eine Beihilfe vom Ministerium des Innern in Höhe von 250.000 RM für den Bau des sogenannten Volksschwimmbades Kleinfeldchen bewilligt. Die Pläne zerschlugen sich wegen des Krieges, wurden aber unmittelbar nach 1945 wieder aufgenommen. Die Baukosten beliefen sich auf 1 Mio. DM. Mitte 1951 wurde das von dem Architekten und Leiter der Planungsabteilung des Hochbauamtes Géza Lörincz entworfene Schwimmbad, das mit seinem eleganten 10-Meter-Sprungturm als eines der modernsten Bäder Westdeutschlands gerühmt wurde, eingeweiht. 1964 zählte man im Schwimmbad Kleinfeldchen 337.000 Besucher. Damit stieß es an seine Kapazitätsgrenzen; ein Ausbau der Liegeflächen und die Erbauung einer Schwimmhalle wurden angekündigt. Es dauerte noch bis 1976, bis das Hallenbad mit einem 25-Meter-Becken und einer Trainingshalle für Schulen und Vereine eingeweiht werden konnte.

Die Notwendigkeit, der Bevölkerung weitere S. zur Verfügung zu stellen, hatte bereits der Bäderbericht des Jahres 1963 konstatiert. Zu diesem Zeitpunkt war das größte Wiesbadener Schwimmbad, das Freibad Maaraue in Kostheim, bereits seit mehreren Jahren im Bau. Am 09.07.1965 wurde es im Landschaftsschutzgebiet zwischen Rhein und Main eröffnet. Ein weiteres Schwimmbad, das den Stadtbezirken Biebrich und Schierstein mit den Wohngebieten Gräselberg und Waldstraße zur Verfügung stehen sollte, wurde am 16.06.1970 nach zweijähriger Bauzeit eröffnet. Geplant hatte es der Wiesbadener Architekt Horst Nießen. Benannt wurde das Bad nach der Kalle AG, deren Spende sich anlässlich eines Firmenjubiläums auf 1 Mio. belief.

Die seit 1946 bestehenden Pläne für den Neubau eines Hallenschwimmbades, die umso dringender waren, als das Schwimmbad im Augusta-Victoria-Hotel im Krieg zerstört worden war, stellte man aus Kostengründen vorerst zurück. Schwimmern blieb im Winter als Ersatz nur ein kleines Becken in der Rheumaklinik. Dies änderte sich mit der Einweihung des neuen Hallenbades an der Mainzer Straße am 24.05.1954. In einer ehemaligen Maschinenhalle der Stadtwerke entstand nach Entwürfen von Horst Nießen ein hochmodernes Hallenbad mit 50-Meter- und 25-Meter-Becken und einem Sprungturm bis 7,50 m. Das von den Stadtwerken betriebene Hallenbad, seit 1970 ESWE-Bad, firmiert heute (2015) als »Freizeitbad Mainzer Straße« und wird von »mattiaqua«, dem städtischen Eigenbetrieb für Quellen, Bäder und Freizeit, verwaltet.

Außer dem Freizeitbad Mainzer Straße und dem 1976 erbauten Thermalbad Aukammtal ist noch ein weiteres Hallenbad in Kostheim zu nennen, das am 23.07.1976 nach 19-monatiger Bauzeit eingeweiht wurde.

Literatur

Herzfeld, Gottfried: Freizeiteinrichtungen für Jugendförderung und Kulturpflege, Leibesübungen und Sport in der Stadtgemeinde Wiesbaden, Wiesbaden 1956.

mattiaqua (Hrsg.): Geschäftsbericht 2010 mattiaqua, Wiesbaden 2011; Verwaltungsberichte.

Zeitungsausschnittsammlung Stadtarchiv Wiesbaden, "Schwimmbäder".