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Interview mit Pippa Goldschmidt

Autorin Pippa Goldschmidt spricht im Interview über ihre Geschichte "Der erste Stern" und ihren Umzug nach Frankfurt.

Frage: Frau Goldschmidt, die Geschichte "Der erste Stern" hat einen realen Bezug zu der Sternwarte in Edinburgh. Können Sie das ein wenig erläutern?
Pippa Goldschmidt: Ich war Studentin an der Sternwarte (die "Royal Observatory Edinburgh2 heißt), als ich die Geschichte dieses Ortes entdeckte. Im frühen zwanzigsten Jahrhundert gab es einen großen Kampf um das Frauenwahlrecht, und im Mai 1913 zündeten Suffragetten am "Royal Observatory Edinburgh" eine Bombe. Diese Bombe beschädigte den West Tower der Sternwarte, und die Täterinnen wurden niemals gefasst. Das genaue Motiv für diesen Anschlag ist noch unklar. Aber vielleicht kann es damit zu tun haben, dass Frauen nicht als "Astrophyskerin" beschäftig werden konnten, nur als schlechter bezahlte "Computerin" (Rechnerin).

Frage: Sie leben seit zwei Monaten in Frankfurt. Was hat Sie veranlasst, von Edinburgh nach Hessen zu kommen?
Pippa Goldschmidt: Ich bin Engländerin, aber ich habe auch die deutsche Staatsangehörigkeit, wegen meines Großvaters, der aus Offenbach stammte. 1936 musste er aus Deutschland fliehen, weil er Jude war. Zweimal war ich Stipendiatin (writer in residence) hier in Deutschland, und ich habe es sehr gern. Also, nach dem Brexit (!) entschied ich mit meinem Mann, dass wir für ein paar Jahre hier wohnen wollen. Frankfurt war die erste Wahl, wegen der Verbindung mit meinen Großvater, und jetzt will ich von ihm schreiben.

Frage: Können Sie ein wenig mehr von Ihrem literarischen Projekt verraten?
Pippa Goldschmidt: Ich schreibe einen langen Aufsatz über das Leben meines Großvaters. Er hatte ein außergewöhnliches Leben; er kämpfte in der deutschen Armee im Ersten Weltkrieg und in der britischen Armee im Zweiten Weltkrieg, aber ich weiß sehr wenig über ihn. Ich kontrastiere dies mit meiner Erfahrung bei der Erforschung des fernen Universums. Mich interessiert, wie wir mehr über Objekte wissen können, die vor Milliarden von Jahren existierten, als über unsere eigenen Familien.

Frage: Hatten Sie überhaupt schon die Möglichkeit, ein wenig von Frankfurt zu sehen – mit der Corona-Pandemie wurde alles geschlossen ...
Pippa Goldschmidt: Nur ein wenig! Jeden Tag spaziere ich in Bockenheim, wo wir wohnen, also kenne ich diesen Bezirk ziemlich gut! Ich hoffe, dass ich etwas mehr erforschen kann, jetzt, wo die Beschränkungen gelockert werden.

Das Interview führte Rita Thies, Vorsitzende des Fördervereins Literaturhaus Villa Clementine.

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