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Geschichte

Die Siedlung Klarenthal - im Nordwesten von Wiesbaden gelegen - ist einer der jüngsten Stadtteile Wiesbadens. In den 60-er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde sie auf einer freien Ackerfläche zwischen der Bahnlinie nach Bad Schwalbach und der Klarenthaler Straße gewissermaßen "aus dem Boden gestampft".

Am 11. September 1964 fand der erste Spatenstich statt. Bereits Ende  Februar 1966 konnten die ersten Mieter in ihre neuen Wohnungen einziehen. Seit diesen Anfängen ist Klarenthal zu einer eigenständigen Siedlung mit über 10.000 Einwohnern geworden.  Bis heute hat sich eine ausgezeichnete Infrastruktur gebildet, in der die beiden Kirchen, die Schulen, zahlreiche Vereine und weitere soziale Institutionen sowie ein sehr engagierter Ortsbeirat für den Zusammenhalt und das Wohlergehen der in diesem Stadtteil wohnenden Bürgerinnen und Bürger sorgen.

Auch wenn Klarenthal als Wohngemeinde noch nicht einmal ein halbes Jahrhundert alt ist, so weist doch der Name auf eine lange Geschichte hin.

Am Rande der heutigen Siedlung, im Wellritztal, stand einst das Kloster Klarenthal. Nur wenige Bauteile sind heute noch vorhanden. Vor über 700 Jahren ist es gegründet worden. Seine besondere Bedeutung kann aus heutiger Sicht  unter reichsgeschichtlichem, unter landesgeschichtlichem, unter stadtgeschichtlichem und unter ortsgeschichtlichem Aspekt  gesehen werden.
Kloster Klarenthal war die Gründung eines deutschen Königs. Graf Adolf von Nassau, den die Kurfürsten am 5.Mai 1292 zum König gewählt hatten, hatte es 1298 gegründet, damit es als Grabstätte für ihn und seine Familie sowie für das ganze Haus Nassau dienen sollte. Zugleich sollten die Nonnen des Ordens der heiligen Klara von Assisi hier in besonderer Weise für das Heil seiner Dynastie und des Heiligen römischen Reiches beten. Zwar wurde König Adolf dann doch nicht hier begraben, aber seine Gemahlin, Königin Imagina, fand in der Klosterkirche  ihre letzte Ruhestätte. So war das Kloster bis zu seiner Aufhebung im Jahre 1559 die Grablege einer deutschen Königin.

König Adolf, der Gründer von Kloster Klarenthal, war der einzige deutsche König aus dem Hause Nassau. Eng war die nassauische Grafenfamilie mit dem Kloster verbunden. Viele Frauen aus heimischem Adel standen als Äbtissinnen der Klostergemeinschaft vor. Eine große Anzahl der Nassauer wurde hier begraben.

Auch für die Stadt Wiesbaden war das Kloster in religiöser Hinsicht von Bedeutung. Denn Klarenthal war und blieb im Mittelalter das einzige Kloster der Stadt. Zu zahlreichen Flurprozessionen von der Stadt hinaus zum Kloster fanden sich die Bürgerinnen und Bürger im Laufe des Jahres zusammen.

Und als in den 60-er Jahren am Rande Wiesbadens ein neues Wohngebiet für über 10.000 Menschen entstand, da nannte man diesen Stadtteil in Erinnerung an das ehemalige Kloster "Klarenthal", um durch den Namen eine Verbindung von Neuem und Altem zu erreichen. So hat Klarenthal  doch eine große, beeindruckende Vergangenheit, auf die die Einwohner voll Stolz zurückblicken können.

Quelle: Dr. Rolf Faber

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Geschichte wiesbaden.de / Foto: Shutterstock
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