Amöneburg - Industriegeschichte am Rhein
Amöneburg gehört politisch zur Stadt Wiesbaden und wird von der Ortsverwaltung im Biebricher Rathaus verwaltet.
Grenzlinien
Amöneburg liegt an einer historischen Grenzlinie, die über die Jahrhunderte hinweg verschiedene Territorien voneinander trennte. Im Mittelalter markierte sie die Grenze zwischen Kurmainz und Nassau. Später verlief hier die Trennlinie zwischen dem Großherzogtum Hessen und dem Herzogtum Nassau, bevor sie im 20. Jahrhundert den Volksstaat Hessen von Preußen abgrenzte.
Das erste Kind
Das erste Wohnhaus Amöneburgs entstand 1858. Hier wurde am 12. März 1859 Katharina Partheymüller als erstes Kind im neu gegründeten Stadtteil geboren. Dies markiert den Beginn der Erschließung Amöneburgs als Wohn- und Industriestandort.
Industrialisierung und visionäre Unternehmer
Die Entwicklung Amöneburgs begann ab Mitte des 19. Jahrhunderts im Zuge der Industrialisierung. Ein früher Vorreiter war die Rheinische Glasfabrik, die 1852 hier gegründet wurde. Heinrich und Eugen Albert gründeten 1861 eine Fabrik zur Herstellung von Kunstdünger. 1864 folgte Wilhelm Gustav Dyckerhoff mit seinen Söhnen Gustav und Rudolf und baute ein Zementwerk, das bis heute besteht und Amöneburg internationale Bekanntheit brachte. Das Wachstum der Industrie zog immer mehr Menschen nach Amöneburg.
Wandel nach dem Zweiten Weltkrieg
Der Zweite Weltkrieg brachte auch für Amöneburg Zerstörungen, darunter die Sprengung der 1904 eröffneten Kaiserbrücke. Dennoch folgten der Wiederaufbau und die Wirtschaftswunderjahre, die den hier ansässigen Unternehmen wirtschaftlichen Erfolg und den Bewohnerinnen und Bewohnern eine gute Existenz sicherten. Die Gemeinde dehnte sich weiter aus und entwickelte eine moderne Infrastruktur.
Der AKK-Konflikt
Amöneburg, der kleinste AKK-Stadtteil, blickt auf eine besondere Geschichte zurück: Ursprünglich gehörte der Stadtteil zu Mainz, doch nach dem Zweiten Weltkrieg legten die Alliierten den Rhein als Grenze zwischen der US-amerikanischen und der französischen Besatzungszone fest. Dabei wurden die Mainzer Vororte Amöneburg, Kastel und Kostheim (AKK) auf dem rechten Rheinufer Wiesbaden zugeordnet – eine Entscheidung, die bis heute Bestand hat und zum sogenannten "AKK-Konflikt" führte. Inzwischen im Rahmen der Fastnacht eher humoristisch betrachtet, existierte damals tatsächlich der Ausspruch: "Rechts des Rheins ist auch noch Mainz".
Historisches Highlight
Ein Weihestein aus dem Jahr 224 nach Christus belegt, dass Amöneburg bereits zur Römerzeit besiedelt war.