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Arsenbelastungsgebiet

Im Gebiet "Wiesbadener Bergkirchenviertel" wurden bei chemischen Bodenuntersuchungen in der Vergangenheit immer wieder erhöhte Arsen- und Thalliumgehalte festgestellt. Eine wissenschaftliche Untersuchung des Hessischen Landesamtes für Bodenforschung (heute: Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie) belegte den natürlichen, geogenen Charakter dieser Arsen- und Thalliumvorkommen.

Demnach imprägnierten vor etwa 10.000 Jahren Arsen- und Thalliumanreicherungen im Umfeld von mittlerweile versiegten Thermalwasseraustritten den Boden. Damit war das Verbreitungsgebiet der beiden Parameter auf das Wiesbadener Bergkirchenviertel als Kernbereich eingegrenzt. Im Laufe der Jahrhunderte kam es jedoch zu einer räumlichen Ausbreitung des Arsens und Thalliums, zum einen bedingt durch wassergebundene Lösungs- und Sedimentationsprozesse, zum anderen durch die Verlagerung von Bodenmaterial bei Bautätigkeiten.

Das Besondere an den Arsen- und Thalliumanreicherungen ist, dass die Gehalte auf engstem Raum stark wechseln können. Während die normalen Grundgehalte von Arsen in der Region um Wiesbaden im Bereich von höchstens 30 Milligramm Arsen pro Kilogramm Boden liegen (für Thallium liegen keine Hintergrundwerte vor), wurden im Kernbereich des Wiesbadener Arsengebietes punktuell maximale Gehalte von 130 bis 3.000 Milligramm Arsen beziehungsweise 250 Miligramm Thallium pro Kilogramm Boden gemessen.

Lediglich die hohen Gehalte an den im Boden vorkommenden Arsen- und Thalliumverbindungen können umweltmedizinisch relevant werden:

  • bei direktem Bodenkontakt, das heißt bei oraler Aufnahme durch den Mund,
  • bei inhalativer Aufnahme durch die Atemluft, allerdings in deutlich untergeordneter Bedeutung,
  • indirekt über die Aufnahme angebauter Nutzpflanzen in Haus- und Kleingärten.

Aus diesen Gründen gilt für unversiegelte beziehungsweise frei zugängliche Flächen auf Kinderspielplätzen ein Gehalt von höchstens 20 Milligramm Arsen pro Kilogramm Boden beziehungsweise ein Thalliumgehalt von höchstens 0,5 Milligramm pro Kilogramm als unbedenklich. Beim Anbau von Nutzpflanzen sind diese Werte für die obersten 60 Zentimeter des Bodens einzuhalten. Bei einem Überschreiten dieser Werte wird der Bodenaustausch beziehungsweise das Aufbringen einer "sauberen" Bodendeckschicht erforderlich.

Um eine unbedenkliche Nutzung von Kinderspielplätzen sicherzustellen, wurden deshalb direkt nach Bekanntwerden des Arsenproblems die öffentlichen Kinderspielplätze und sonstige frei zugängliche Frei- und Spielflächen im Bergkirchenviertel vom Umweltamt untersucht und, wenn erforderlich, durch Bodenaustausch saniert. 

Seitdem werden auch alle Bauvorhaben aus dem Wiesbadener Bergkirchenviertel geprüft und die Bauherren auf die Arsenproblematik und die notwendigen abfallrechtlichen und umwelttechnischen Maßnahmen hingewiesen.

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