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Stadtlexikon

Schiersteiner Kantorei

Die Schiersteiner Kantorei bereichert seit über 60 Jahren das Wiesbadener Musikleben. Im Zentrum der Chorarbeit stehen barocke Werke, vorrangig von Johann Sebastian Bach. Im Jahr 1990 erhielt der Chor den Wiesbadener Kulturpreis.

Konzert der Schiersteiner Kantorei, 1984
Konzert der Schiersteiner Kantorei, 1984.

Die Schiersteiner Kantorei ging aus dem Kirchenchor der evangelischen Christophorusgemeinde in Wiesbaden-Schierstein hervor. Sie wurde 1962 von Pfarrer Lothar Adam und Kantor Johannes Krüger neu gegründet. Von 1972 bis 2011 wurde sie von Kantor Martin Lutz (geb. 1950, seit 2009 Professor an der Universität Mainz) geleitet. Unter ihm entwickelte sich die Schiersteiner Kantorei zu einem Laienchor, der sowohl dem A-cappella-Singen als auch den Werken für Chor und Orchester gerecht zu werden vermag. Seit 2012 leitet Clemens Bosselmann die Kantorei, legt noch mehr Fokus auf das A-capella-singen und setzt neue Schwerpunkte z.B. im Bereich der Musik des 20. Jahrhunderts.

Die Orchester, mit denen die Kantorei dabei meistens zusammenarbeitet, sind das Bach-Ensemble Wiesbaden und das auf historischen Instrumenten spielende Barockorchester La Vivezza.

Seit 1975 wirkt die Schiersteiner Kantorei regelmäßig bei den Wiesbadener Bachwochen und bis 2023 beim Musikherbst Wiesbaden mit. Beide Konzertreihen wurden von Martin Lutz begründet und künstlerisch geleitet.

Die barocke Christophoruskirche ist die Heimat des Chores, gern genutzt z.B. für Bach-Kantaten; größere Aufführungen finden aber in der geräumigeren Wiesbadener Marktkirche statt, im Sommerhalbjahr auch im Kloster Eberbach. Die Anzahl der Sängerinnen und Sänger hat sich kontinuierlich erhöht, von 38 am Anfang auf heute etwa 80.

Gastspiel in der Beijing Concert Hall in Peking, 2007
Gastspiel in der Beijing Concert Hall in Peking, 2007.

Im Zentrum der Chorarbeit steht Johann Sebastian Bach dessen wichtigste geistliche Werke regelmäßig aufgeführt werden. Außerdem gehören die großen Chorwerke von Monteverdi, Haydn, Mozart, Beethoven, Mendelssohn, Brahms und Britten sowie zahlreiche A-capella-Stücke des 16. bis 21. Jahrhunderts zum Repertoire der Schiersteiner Kantorei. Auch heute weniger bekannte Kompositionen führte sie auf, so die Messe des Morts von Jean Gilles, Händels Oratorien Solomon und Athalia, die Requiem-Vertonungen von Luigi Cherubini und Johann Adolf Hasse, sowie Weltende – Gericht – Neue Welt von Joachim Raff, der 1856 bis 1877 in Wiesbaden lebte. Bei den Bachwochen 2009 bot der Chor als deutsche Erstaufführung ein zeitgenössisches Werk: das Requiem à memoria do Infante Dom Henrique des portugiesischen Komponisten António Ferreira dos Santos. 2010 gastierte der Chor damit in Portugal.

Der Chor der Schiersteiner Kantorei in der Marktkirche.
Konzert in der Marktkirche, 2025.

Die musikalische Interpretation wie auch Auswahl und Zusammenstellung der Konzerte sind von der Alte-Musik-Bewegung und der historisch informierten Aufführungspraxis geprägt, die durch die Schiersteiner Kantorei in Wiesbaden früher als andernorts ihr Publikum fand. In der Christophoruskirche veranstaltet die Kantorei die monatlichen Schiersteiner Vespermusiken, bei denen junge Künstler als Gäste alte Musik präsentieren. Konzertreisen führten die Schiersteiner Kantorei in die Schweiz, nach Frankreich, Portugal, England und China. Daneben gab es Rundfunk-, Fernseh- und CD-Aufnahmen. Gewürdigt wurde diese vielfältige Musikpflege 1990 mit dem Kulturpreis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Schiersteiner Kantorei und ihren Leiter Martin Lutz.

In Kooperation mit der Kantorei St. Katharinen und der HfMDK Frankfurt/Main fand bis 2025 ein Großprojekt besonderer Tragweite statt: die Aufführung aller 200 Kirchenkantaten J. S. Bachs über einen Zeitraum von 21 Jahren, jeweils im Rahmen eines eigens inhaltlich zugeschnittenen Gottesdienstes mit zusätzlichem Gesprächskonzert.  

Literatur

Verweise

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