mre: Helen Frankenthaler moves
Im Museum Reinhard Ernst wartet bis zum 22. Februar eine spannende Ausstellung auf Euch: "Helen Frankenthaler moves"! Drei zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler haben sich mit den Werken der Schlüsselfigur der amerikanischen Farbfeldmalerei - Helen Frankenthaler - auf ihre ganz eigene Weise auseinandergesetzt.
Warum "Helen Frankenthaler moves"? Weil die wegweisende US-amerikanische Künstlerin Helen Frankenthaler (2011 verstorben) bewegt - in diesem Fall die drei Künstlerinnen und Künstler Jenny Brosinski, Ina Gerken und Adrian Schiess. Diese Ausstellung ist ein Schatz - und die perfekte Gelegenheit, das Museum Reinhard Ernst (ein weiteres Mal) zu besuchen!
Spannend: das Konzept
Das Museum Reinhard Ernst verfügt über die umfangreichste private Sammlung von Werken Helen Frankenthalers weltweit. Für die Ausstellung haben Jenny Brosinski, Ina Gerken und Adrian Schiess - jede und jeder für sich - aus der Sammlung Reinhard Ernst Werke der Künstlerin ausgewählt und eine Hängung mit ihren jeweils eigenen Werken in Szene gesetzt. Dabei waren sie sowohl frei in der Wahl der Werke als auch bezüglich der Ausstellungsräume. Das Ergebnis: eine außergewöhnliche Gegenüberstellung und Begegnung abstrakter Kunst!
Wer ist Helen Frankenthaler?
Helen Frankenthaler (1928 bis 2011) war eine der einflussreichsten Künstlerinnen der amerikanischen Nachkriegsmalerei und eine Schlüsselgestalt in der Entwicklung der abstrakten Kunst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie ist besonders bekannt für ihre innovative Verwendung von Farbe und ihre Rolle in der Entwicklung der Farbfeldmalerei und des Abstrakten Expressionismus.
Besonders bekannt ist sie für ihre Entwicklung der "Soak-Stain"-Technik: Sie träufelte flüssige Acrylfarben direkt auf ungrundierte Leinwände, sodass die Farben in den Stoff sickerte und transparente, nahezu "atmosphärische" Flächen bildeten. Dies ermöglichte ihr, die Malerei in eine neue Dimension zu führen — weniger gestisch als die der Abstrakten Expressionisten, aber ebenso emotional und kraftvoll.
Quellgeflüster-Tipp: Im sechsteiligen Storytelling-Podcast "FRANKENTHALER" (Öffnet in einem neuen Tab) spricht Journalistin Salwa Houmsi über die Künstlerin und tauscht sich mit spannenden Gästen wie Bestsellerautor Florian Illies aus.
Dr. Oliver Kornhoff, Direktor mreDie Ausstellung zeigt eindrücklich, dass Frankenthalers malerische Vielfalt und ihr Pioniergeist bis heute bewegen.
Raum 1: Adrian Schiess
Großformatige Werke, die auf dem Boden liegen? Typisch für Adrian Schiess. In den 1980er Jahren entwickelte er eine Serie großformatiger, am Boden liegender Leichtbauplatten, deren spiegelnde Farbflächen aus einer Aluminiumdeckschicht bestehen. Anfangs bemalte er sie selbst: Schicht um Schicht mit Industrielack. 1990 entschied er sich für einen radikalen Schritt: Er ließ die Platten von professionellen Lackierern spritzen und mit einem Effektlack versehen. Auf diese Weise verzichtet er völlig auf seine malerische Handschrift. Das Ergebnis sind makellos glatte, glänzende Oberflächen, die auf Licht, Raum und Bewegung reagieren.
Erstmals begegnet ist Schiess Frankenthalers Werk Anfang der 1980er Jahre auf einer Reise nach New York: "Was mich fasziniert hat, ist diese Entgrenzung des Bildes, die Befreiung der Farbe und das Fließende, das sich mehr oder weniger stark vom Beginn bis zum Schluss durch das Werk hindurchzieht."
Raum 2: Jenny Brosinski
Jenny Brosinski verbindet mit Helen Frankenthaler weit mehr als nur das Medium Malerei: Mut und Risikobereitschaft erweisen sich als treibende Kraft im Schaffen beider Künstlerinnen. Wagnisse einzugehen, überrascht werden, experimentieren, die Malerei weiter vorantreiben wollen. Mit diesen Worten beschrieb Frankenthaler ihre Arbeitsweise, die Brosinski teilt, indem sie vermeintliche malerische Unfälle erkennt, mit diesen Elementen bewusst weiterarbeitet und aus ihnen unvorhergesehene Kompositionen entwickelt. Das Werk von Frankenthaler lernte sie während ihres Kunststudiums kennen.
Jenny BrosinskiIch habe bewusst Arbeiten aus den 1960ern gewählt, in welchen sie sich aktiv mit der freien und unbemalten Fläche der Leinwand auseinandersetzt.
Wie Frankenthaler arbeitet auch Brosinski auf ungrundierter Leinwand – ein rohes Material, das die Entstehung des Bildes nicht nur gnadenlos offenlegt, sondern auch für immer einspeichert. Jeder Pinselstrich, jeder Farbtropfen bleibt sichtbar. Korrekturen werden als produktiver Zufall aufgefasst.
Das Spielerische und das Leichte in einer Arbeit zu erhalten, ist ihr besonders wichtig. Deshalb beginnt sie jedes Werk auf dem Boden. Im weiteren Prozess richtet sie das Bild auf, um konkretere Entscheidungen zu treffen und um auf die spielerische Grundlage zu reagieren. Brosinski möchte die größtmögliche Offenheit in ihren Werken erhalten und sie von allem Unnötigen befreien.
Raum 3: Ina Gerken
Spontanität und Intuition spielen bei der Entstehung eines Bildes von Ina Gerken eine tragende Rolle. Es ist ein Vorgang, der für die Künstlerin selbst voller
Überraschungsmomente steckt. In ihren Werken treffen expressiv-malerische Gesten und Wischungen auf den völlig freien Lauf wässriger Farbe.
Ina GerkenDurch die Beschäftigung mit Helen Frankenthaler habe ich erfahren, wie befreiend es sein kann, Kontrolle abzugeben und sich ganz im Bild zu verlieren.
Um das bewusste Eingreifen in den Malprozess gering zu halten, arbeitet die Künstlerin schnell und wechselt häufig die Position. Die Werke entstehen mal an der Wand, mal begibt sie sich in das Bild hinein, indem sie es auf dem Boden bearbeitet – wie Frankenthaler, deren Schaffen Gerken hierzu bewegte: "Mich hat vor allem die große Einfachheit, die Leichtigkeit und gleichzeitige Prägnanz in ihrer Arbeit sehr fasziniert. Inspiriert davon habe ich selbst angefangen, auf dem Boden zu malen. Vor allem die Widerstandslosigkeit der Farbe, wie sie sich fast von selbst auf der Leinwand ausbreitet, hat mich beeindruckt. Es fühlte sich an wie ein Loslassen – mehr Beobachten als Gestalten, mehr Vermittlerin zwischen Farbe und Leinwand sein, als kontrollierend einzugreifen."
Raum 4: Zusammentreffen aller Positionen
In der lichtdurchfluteten "Kathedrale", dem skulpturalen Raum im Museum Reinhard Ernst, treffen alle vier Positionen aufeinander. Im Zusammenspiel entfaltet sich entlang der Wände und auf dem Boden ein Austausch über zwei künstlerische Gegensätze. Auf der einen Seite steht der subjektive Ausdruck – die Handschrift, mit der sich Künstlerinnen und Künstler bewusst ins Werk einschreiben. Auf der anderen zeigt sich der Versuch, die Autorschaft aufzulösen und die Kontrolle an Material, Zufall oder Bildprozess abzugeben.
Rahmenprogramm:
- 19. November, 18 Uhr
Künstlerinnengespräch mit Ina Gerken und Kuratorin Lea Schäfer - 3. Dezember, 19 Uhr
Buchpräsentation Das Japanische in der Architektur mit Herausgeber Ulf Meyer und Übersetzerin Nora Bierich - 25. Januar, 12 bis 18 Uhr
All about ... Helen Frankenthaler
Programm mit Vortrag, Workshop, Führungen, Filmvorführung und Podcast - 18. Februar, 18 Uhr
Künstlerinnengespräch mit Jenny Brosinski und Kuratorin Lea Schäfer - Der mutige Mittwoch (Öffnet in einem neuen Tab)
Zukunftspower für alle! Impuls-Abende in Kooperation mit NUR MUT und mre-Team. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre kostenfrei - Soak-Stain-Workshop mit Studio Stiller
Infos, Termine und Anmeldung unter www.studiostiller.com (Öffnet in einem neuen Tab)






