100 Jahre Jugendamt Wiesbaden: 1924 bis 2024
1924 wurde in Wiesbaden erstmals ein "Jugendamt" gegründet. Die Gründung geht auf das JWG, also das Jugendwohlfahrtsgesetz - 1924 in Kraft gesetzt - zurück. Das JWG schaffte damals reichsweit neue rechtliche Rahmenbedingungen für die staatlichen Aufgaben im Kontext Kindheit und Jugend.
Heute heißt das Jugendamt in Wiesbaden "Amt für Soziale Arbeit" und nimmt neben den klassischen Jugendamtsaufgaben auch noch andere Aufgaben wahr.
Geschichte der Jugendhilfe
Die Wiesbadener Geschichte des Jugendamtes ist nur im Zusammenhang mit allgemeinen geschichtlichen und fachlichen Entwicklungen zu verstehen. Die folgenden Materialien sollen bei der Einordnung helfen.
Gesetzliche Grundlagen in Deutschland
Was waren im Verlaufe der 100-jährigen Geschichte des Jugendamtes die relevanten gesetzlichen Grundlagen dessen Arbeit? Diese finden sich hier als Downloads.
- Reichsjugendwohlfahrtsgesetz 9. Juli 1922PDF-Datei1,28 MB
- Gesetz Hitlerjugend 1 Dezember 1936PDF-Datei76,72 kB
- Verordnung Jugendwohlfahrt Sudetenland 5. März 1939PDF-Datei1,04 MB
- Neufassung Reichsgesetzes für Jugendwohlfahrt 11. August 1961PDF-Datei1,80 MB
- Gesetz zur Neuordnung des Kinder- und Jugendhilferechts (KJHG) 26. Juni 1990PDF-Datei4,52 MB
Historische Materialien aus 100 Jahren Jugendamt
In Kooperation mit der Hochschule Rhein-Main, Fachbereich Sozialwesen, bot das Amt für Soziale Arbeit ein empirisches Seminar an, in dessen Rahmen Studierende analysierten, wie sich die Organisation des Wiesbadener Jugendamtes, seine Aufgaben und sein Selbstverständnis sowie dessen Bilder von Kindheit, Jugend, Familie und Gesellschaft im Laufe der 100 Jahre des Bestehens des Jugendamtes veränderten. Recherchen im Stadtarchiv Wiesbaden und im Amt für Soziale Arbeit selbst förderten interessante Quellen zutage, mit deren Hilfe die Entwicklung des Jugendamtes beleuchtet werden kann. Diese sind im Folgenden zugänglich gemacht.
1920er-Jahre
1930er-Jahre
- Verwaltungsbericht Jugendamt Wiesbaden 1930 bis 1931PDF-Datei14,63 MB
- Verwaltungsbericht Jugendamt Wiesbaden 1932 bis 1933PDF-Datei16,62 MB
- Verwaltungsbericht Jugendamt Wiesbaden 1933 bis 1934PDF-Datei31,77 MB
- Verwaltungsbericht Jugendamt Wiesbaden 1937 bis 1938PDF-Datei13,96 MB
- Verwaltungsbericht Jugendamt Wiesbaden 1938 bis 1947PDF-Datei24,66 MB
1940er-Jahre
1950er-Jahre
- Verwaltungsbericht Jugendamt Wiesbaden 1950 bis 1951PDF-Datei8,88 MB
- Verwaltungsbericht Jugendamt Wiesbaden 1951 bis 1952PDF-Datei10,42 MB
- Verwaltungsbericht Jugendamt Wiesbaden 1953PDF-Datei10,90 MB
- Verwaltungsbericht Jugendamt Wiesbaden 1954PDF-Datei14,52 MB
- Verwaltungsbericht Jugendamt Wiesbaden 1955PDF-Datei16,66 MB
- Verwaltungsbericht Jugendamt Wiesbaden 1956PDF-Datei10,62 MB
- Verwaltungsbericht Jugendamt Wiesbaden 1957 bis 1958PDF-Datei7,59 MB
- Verwaltungsbericht Jugendamt Wiesbaden 1959 bis 1960PDF-Datei8,69 MB
1960er-Jahre
- Verwaltungsbericht Jugendamt Wiesbaden 1959 bis 1960PDF-Datei14,79 MB
- Verwaltungsbericht Jugendamt Wiesbaden 1963 bis 1964PDF-Datei10,66 MB
- Verwaltungsbericht Jugendamt Wiesbaden 1965PDF-Datei8,19 MB
- Verwaltungsbericht Jugendamt Wiesbaden 1966PDF-Datei11,92 MB
- Verwaltungsbericht Jugendamt Wiesbaden 1967PDF-Datei6,69 MB
- Verwaltungsbericht Jugendamt Wiesbaden 1968 bis 1971PDF-Datei11,64 MB
1970er-Jahre
1980er-Jahre
1990er-Jahre
- Hauptabteilung Jugend von 1996PDF-Datei1,43 MB
- Beteiligung von Kindern und Jugendlichen nach Kinder- und Jugendhilfegesetz - 1990-er JahrePDF-Datei482,38 kB
- Das Hilfeplanverfahren zur Steruerung der Hilfen zur Erziehung JuMBoPDF-Datei21,68 MB
- Grundversorgung psychosoziale BeratungsdienstePDF-Datei924,97 kB
- Jugendkriminalität in den 1990-er JahrenPDF-Datei556,62 kB
- Gesetz zur Neuordnung des Kinder- und Jugendhilferechts (KJHG) 26. Juni 1990PDF-Datei4,52 MB
- Lebensraum und SozialdienstPDF-Datei847,65 kB
- Magistratsvorlage Bildung Regionalverbund Westend 1996PDF-Datei371,06 kB
- Satzung für das Jugendamt 1993PDF-Datei3,95 MB
- SV Auswirkungen des Kinder- und Jugendhilfegesetzes 1991PDF-Datei6,81 MB
2000er-Jahre
2010er-Jahre
2020er-Jahre
Mitarbeitende erinnern sich
Das 100. Jubiläum wurde zum Anlass genommen, Erinnerungsträgerinnen und Erinnerungsträger zu fachlichen Entwicklungen in zentralen Bereichen des Jugendamtes zu befragen, um auch auf diese Weise „Geschichte“ und "Geschichten" zu bewahren.
Die Interviews wurden von aktuellen Mitarbeitenden geführt und als Film aufgezeichnet, meist mittels des online-Videotools Zoom. Wir danken allen Interviewpartnerinnen und Interviewpartnern auf diesem Wege nochmals ganz herzlich! Wir wünschen spannende historische Einblicke!
Entwicklung des Amtes insgesamt
Mit drei Interviewten wird versucht, die Entwicklung des Amtes seit den 1970-er Jahren bis in die 2010-er Jahre nachzuzeichnen: zwei frühere Amtsleitungen, Reiner Völkel und Franz Betz, kommen dabei zu Wort, aber auch der langjährige Leiter der Abteilung Grundsatz und Planung, Heiner Brülle, trägt dazu bei, die Geschichte zu reflektieren.
Gespräche mit ehemaligen Amtsleitern
Entwicklung der Unterstützung im Einzelfall (Kinderschutz, Hilfen zur Erziehung, BSA)
Der Kern der Arbeit des Jugendamtes – gestern wie heute – ist die Unterstützung in schwierigen Einzelfällen, wenn die Eltern ausfallen oder ihren Erziehungsaufgaben nicht ausreichend nachkommen (können). Hier ist das Jugendamt im Sinne des Kinderschutzes und der Förderung der kindlichen Entwicklung kompensatorisch in der Pflicht. Drei Interviews beleuchten die Entwicklungen in diesem wichtigen Handlungsfeld seit den 1980er Jahren: Sowohl die Basis kommt zu Wort (Interviews Thomas Olbert und Dietmar Horsmann) als auch die Leitungsebene (Christa Enders, frühere Abteilungsleitung und später auch Amtsleiterin).
Abteilungsleiterin und Mitarbeitende
Entwicklung im Bereich "Jugendpflege" / Jugendarbeit
Die Aufgabe, Bildungs- und Freizeitangebote für Kinder bzw. Jugendliche im kreativen, politischen und kulturellen Bereich, sowie Ferienangebote, Freizeiten und Räume für Kinder und Jugendliche zu schaffen, ist schon lange Aufgabe des Jugendamtes. Wie die Gesellschaft und die Lebensbedingungen der jungen Menschen so hat sich nicht nur die Bezeichnung verändert, sondern vor allem auch die Art der Angebote. Die Interviews mit Akteurinnen und Akteuren aus dem Feld der Jugendarbeit beleuchten die Entwicklung seit den 1980er-Jahren.
Entwicklung im Bereich Kinderbetreuung / Kindertagesstätten
Im Gegensatz zu anderen Arbeitsfeldern des Jugendamtes erreicht der Bereich der Kinderbetreuung heute fast alle Kinder im Laufe ihres Aufwachsens: seit den 1990er-Jahren gibt es für Kinder im Kindergartenalter den Rechtsanspruch auf Bildung, Erziehung und Betreuung in einer Kindertagesstätte und ganz viel Dynamik beim Angebot. Aber nicht nur die Menge der Plätze, sondern auch die inhaltlichen Ansprüche haben sich seit den 1970er-Jahren stetig gewandelt und weiterentwickelt. Davon berichten mit Reiner Völkel und Harald Engelhard zwei frühere Abteilungsleitungen, mit Claudia Robek, einer Verantwortlichen für die Qualitätsentwicklung, und mit Dieter Lippert und Ingrid Rudolf-Gissel, zwei frühere Mitarbeitende, die zu vielen Facetten Spannendes zu berichten haben.
Erinnerungen an die Entwicklungen im Bereich Kinderbetreuung
Entwicklung im Bereich Schulsozialarbeit / soziale Arbeit an Schulen
Soziale Arbeit an Schulen ist mit Blick auf 100 Jahre Geschichte des Jugendamtes ein noch sehr junges Feld, hat aber in Wiesbaden inzwischen auch schon über 40 Jahre Geschichte. Diese wird in zwei Interviews beleuchtet: Franjo Schohl berichtet ausgehend von einem Pilotprojekt in Klarenthal Anfang der 1980er-Jahre wie die Arbeit bis weit in die 2000er-Jahre im Bereich weiterführende Schulen weiterging. Der Geschäftsbericht 40 Jahre Schulsozialarbeit ergänzt diese Betrachtung. Heike Richter, Abteilungsleitung Betreuende Grundschulen/Schulsozialarbeit an Grundschulen, zeichnet den Wiesbadener Weg der Sozialen Arbeit an Grundschulen bis heute nach.
Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter erinnern sich
Integration und Inklusion als zentrale Querschnittsthemen des Jugendamtes
Die Integration von Geflüchteten beeinflusste seit den 1990er-Jahren immer wieder auch die Arbeit des "Jugendamtes" und stellte das Unterstützungssystem vor Herausforderungen. Sabine Weber berichtet über die unterschiedlichen Phasen des Umgangs mit "Integration".
Aus der Integrationsarbeit
Inklusion in Kindertagesstätten
Inklusion und die Frage, wie inklusiv ist unser Bildungs- und Hilfesystem mit Blick auf junge Menschen mit Behinderungen, ist heute aktueller denn je. Das Interview mit Marlies Kopplow, Ellen Wilde-Steinert und Jürgen Bischoff widmet sich dem Thema beispielhaft mit dem Fokus auf die Entwicklung von Integration bzw. Inklusion in den Wiesbadener Kindertagesstätten seit den 1990er-Jahren.
Aus den Kindertagesstätten
Gemeinwesenarbeit ist gleich Soziale Arbeit über die Zielgruppen Kinder, Jugendliche und Eltern hinaus
Seit den 1970er-Jahren hat die Gemeinwesenarbeit (GWA; früher auch "Brennpunktarbeit") die Angebote und Leistungen des Jugend- und Sozialamtes auf der Ebene benachteiligter Quartiere und Stadtteile ergänzt und ist bis heute ein zentraler Bestandteil der sozialen Angebote in Wiesbaden.
Aus der Gemeinwesenarbeit
Der Fachtag "100 Jahre Jugendamt Wiesbaden" 2024
Am 8. Oktober 2024 feierte das Wiesbadener Amt für Soziale Arbeit das 100-jährige Jubiläum des "Jugendamts" im Rahmen eines Fachtags samt feierliche Eröffnung. Die Moderation hatte Daniela Leß, Leiterin des Amtes für Soziale Arbeit, inne. Anlass war die Gründung des Jugendamtes der Landeshauptstadt Wiesbaden im September 1924 durch zwei Ortssatzungen vom 3. und 12. September als Wohlfahrts- und Jugendamt. Heute ist das Jugendamt in mehreren Abteilungen des Amtes für Soziale Arbeit organisatorisch verortet.
Grußworte sprachen Gert-Uwe Mende, Oberbürgermeister (digitales Grußwort), Dr. Patricia Becher, Dezernentin für Soziales, Bildung und Wohnen, Susanne Rothenhöfer, Hessisches Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales, Abteilung II - Frauen, Kinder und Jugend.
Im Rahmen des Fachtags wurden zunächst in zwei Vorträgen, die in Kooperation mit der Hochschule Rhein-Main sowie Spiegelbild stattfanden, die Geschichte von 100 Jahren Jugendhilfe dargestellt und die Bedeutung der Beschäftigung mit der Geschichte sozialer Arbeit erörtert. Anschließend kamen die Teilnehmenden in fünf Fachforen zu besonders prägenden Themen des Amtes zum Austausch zusammen. Ein gemeinsamer Ausklang zum Netzwerken schloss sich an.
Programm
14 bis 14.30 Uhr: Feierliche Eröffnung
14.30 bis 15.15 Uhr: 100 Jahre Geschichte – 100 Jahre Jugendhilfe – 100 Jahre Jugendamt (mit Ausstellung), Referentinnen: Beate Hock, Vanessa Imrock
15.15 bis 15.45 Uhr: Warum die Beschäftigung mit der Geschichte sozialer Arbeit wichtig ist, Referenten: Thure Alting, Benny Momper
15.45 bis 16.15 Uhr: Pause mit Kaffee und Häppchen
16.15 bis 17.30 Uhr: Fünf parallele Foren
- Forum 1: Einzelfallhilfen/Hilfen zur Erziehung und Umbrüche der 80er und 90er Jahre: Regionalisierung, SGB VIII-Einführung, Hilfeplanung mit dem Jumbo unter anderem mit Referenten: Esther Wagner, Leonie Rink, Peter Rollmann, Beate Mayer, Anita Ungeheuer-Eicke
- Forum 2: "Jugendpflege" im Wandel der Zeit - Räume zur Entfaltung und Erziehung zu einer selbstbestimmten, eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit, Referenten: Sabine Herrmann, Boris Seel
- Forum 3: (Die Sicherstellung der) Kinderbetreuung als Aufgabe des Jugendamtes – vom Notbehelf für wenige zum Rechtsanspruch für alle und dem Anspruch auf Bildung, Erziehung und Betreuung als öffentliche Aufgabe, Referenten: Oliver Klump, Heike Richter, Thomas Scheffler
- Forum 4: Die Rolle des Wiesbadener Jugendamtes bzw. der Wiesbadener Jugendhilfe im Übergang Schule-Beruf – die Entwicklung der rechtskreisverbindenden Zusammenarbeit, Referenten: Dan-Pascal Goldmann, Anke Kinzelbach, Dr. Rabea Krätschmer-Hahn, Jessica Mittelhäußer
- Forum 5: Mehr als ein reines Jugendamt - Arbeit in den Stadtteilen und Quartieren als Aufgabe über die klassische Jugendhilfe hinaus – Blick in die Wiesbadener Geschichte und Entwicklung, Referenten: Andrea Dingeldein, Silke Müller, Petra Ebeling, Heiner Brülle
17.30 bis 17.45 Uhr: Abschluss