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Stadtpolitik

Kolumne im November 2025

Erinnerung, Trauer - aber auch viel Vorfreude

Mann mit grauen Haare in Anzug mit Schlips.
Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende

Liebe Wiesbadenerinnen und Wiesbadener,
 
der November ist ein besonderer Monat – und das in vielfältiger Weise. Zum einen ist er dem Gedenken gewidmet, zum anderen steht er auch für Vorfreude und besinnliche Stunden. Historisch ist der November ein Monat des Erinnerns und Gedenkens besonders durch christliche Traditionen wie Allerheiligen und Allerseelen, die dem Gedenken an Verstorbene gewidmet sind. 

Der November ist aber auch ein Monat, der wie kaum ein anderer mit der deutschen Geschichte verwoben ist. Besonders der 9. November sticht hervor – ein Datum, das sich als „Schicksalstag“ in das kollektive Gedächtnis eingeschrieben hat. An ihm ereigneten sich Wendepunkte, die unterschiedlicher kaum sein könnten: 1918 wurde die erste deutsche Republik ausgerufen, 1989 fiel die Berliner Mauer infolge der friedlichen Revolution in der DDR – beides Momente der demokratischen Hoffnung. Dazwischen liegt jedoch der 9. November 1938: die Nacht der Novemberpogrome - ein staatlich organisierter Gewaltakt – ein Verbrechen, das den Weg in die systematische Vernichtung des europäischen Judentums markierte. Diese Kontraste – zwischen Freiheitsmomenten und menschenverachtender Gewalt – machen den November zu einem Monat der Mahnung. Er fordert uns auf, die Werte von Demokratie und Menschenwürde nicht als selbstverständlich hinzunehmen, sondern sie immer wieder bewusst zu verteidigen. 

Das Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltverbrechen – insbesondere an die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die im Zuge der Novemberpogrome entrechtet, verfolgt und ermordet wurden – bleibt eine zentrale Aufgabe unserer Stadtgesellschaft. Erinnerungsarbeit verbinden wir gerade in Zeiten von zunehmendem Antisemitismus mit dem Auftrag, für Wiesbaden als bunte, weltoffene und tolerante Stadt einzutreten, in der wir alle gemeinsam eine Gesellschaft in Selbstbestimmung und in freiheitlich demokratischer Grundordnung bilden. 

Das Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet eine zunehmende Hass- und Gewaltbereitschaft gegen Juden in Deutschland. Laut des Verfassungsschutzchefs gibt es vor allem in den sozialen Medien einen Resonanzraum für israelfeindliche Propaganda. Doch auch der Protest auf der Straße beschäftigt den Verfassungsschutz. Zwei Jahre nach dem Massaker der islamistischen Hamas in Israel vom 7. Oktober 2023 bleiben antisemitische Vorfälle weiter auf hohem Niveau. Nach Angaben des hessischen Innenministeriums ist die Zahl antisemitischer Straftaten in unserem Bundesland dramatisch gestiegen, im vergangenen Jahr lagen diese bei 357 Fällen. Mit eine Ursache dafür ist der Krieg im Nahen Osten. Eines der zentralen Konfliktfelder im Nahen Osten ist der ungelöste Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Deutschland trägt eine besondere Verantwortung gegenüber Israel als jüdischem und demokratischem Staat und für dessen Sicherheit. Die hessische Landeshauptstadt steht fest an der Seite Israels und an der Seite unserer jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger hier in Wiesbaden. Wir denken in diesen Zeiten besonders auch an unsere Freundinnen und Freunde in unserer Partnerstadt Kfar Saba, die etwa 15 Kilometer nordöstlich von Tel Aviv an der "Grünen Linie" zum Westjordanland liegt. Auch Kfar Saba wurde in diesem Krieg schon mit Raketen beschossen.

Die Beziehung zwischen der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden und der Stadt Wiesbaden lebt von einem engen Miteinander, gegenseitigen Besuchen und gemeinsamen Konsultationen. Wir tauschen uns regelmäßig aus, damit wir frühzeitig auf antisemitische Bestrebungen und zunehmenden Fremdenhass reagieren können. Lassen Sie uns gemeinsam dafür kämpfen, dass Wiesbaden die tolerante und weltoffene Stadt bleibt, die sie traditionsgemäß ist. Unsere Stadt bietet keinen Platz für Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus und Rassenhass in jeglicher Form. 

Der November ist aber auch ein Monat der Vorfreude, die auf den ersten Blick schwer mit der nachdenklichen Stimmung in Einklang zu bringen ist. Aber Licht und Schatten gehören ja nicht nur im November zu unserem Leben, auch wenn es in dieser Zeit besonders augenfällig ist. 

Mit dem Start in die fünfte Jahreszeit am 11.11. ist die Vorfreude auf die nächste Fastnachtskampagne verbunden. "7x11 Jahre Fastnachtszug in Wiesbaden" - das an das närrische Jubiläum des Wiesbadener Fastnachtzugs erinnern soll - feiert die Dacho die Narrenzeit 2025/2026. Das ist nach dem 75-Jahre-Dacho-Jubiläum der vergangenen Kampagne ein weiteres besonderes Jubiläum. Fastnacht in Wiesbaden steht für Lebensfreude, Abwechslung vom Alltag und ein starkes Miteinander - Elemente, die unsere Stadtgesellschaft bereichern und verbinden. Das Brauchtum Fastnacht ist auch gelebtes Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement. Es trägt dazu bei, die Stadt zusammenzuhalten. Viele fleißige Hände, viel Leidenschaft und viele Ideen stecken hinter einer erfolgreichen Fastnachtskampagne. Dafür möchte ich an dieser Stelle Danke sagen. 

Ein weiterer Grund zur Vorfreude ist der bevorstehende Advent. Die Vorweihnachtszeit beginnt und was könnte es Schöneres geben, als am Abend über unseren Sternschnuppenmarkt zu schlendern, Spekulatius und gebrannte Mandeln zu knabbern und Glühwein zu trinken? Am Dienstag, 25. November, wird er auf dem Schlossplatz vor dem Rathaus eröffnet. Vom 25. November bis 23. Dezember sorgt der Sternschnuppenmarkt wieder für eine ganz besondere Weihnachtsmarkt-Atmosphäre durch die Kombination aus Lichtern, Düften nach Gewürzen und gebrannten Mandeln, dem Geschmack von Glühwein und Lebkuchen, dem Klang von weihnachtlicher Musik und dem Anblick von kunsthandwerklichen Ständen geprägt. Er ist eine der traditionellen und überaus beliebten Attraktionen unserer Stadt. Der Weihnachtsmarkt verleiht Wiesbaden einen einzigartigen Zauber und lässt die Stadt zu einem wahren Besuchermagneten werden. Weitere Highlights sind die WinterStubb, das Riesenrad auf dem Mauritiusplatz, der Kindersternschnuppenmarkt auf dem Luisenplatz sowie Wiesbaden on Ice. Der Kindersternschnuppenmarkt bietet vom 25. November bis zum 12. Januar wieder ein tolles Programm für die kleinen Gäste. 

Ich wünsche Ihnen allen schon jetzt eine schöne Adventszeit, viele besinnliche Momente, gemütliche Stunden und eine friedliche Zeit! 

Herzlichst

Unterschrift - Ihr Gert-Uwe Mende

Gert-Uwe Mende
Oberbürgermeister

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