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Gedenkstätte für die ermordeten Wiesbadener Juden

Die Gedenkstätte für die ermordeten Wiesbadener Juden wurde am 27. Januar 2011 an die Bürgerschaft übergeben. Sie steht am ehemaligen Standort der alten Wiesbadener Synagoge. Zentraler Bestandteil der Gedenkstätte ist das Namenband, das 1.507 in der Shoah ermordete Wiesbadener Jüdinnen und Juden namentlich nennt. 2023 konnten 42 weitere Namen nachgetragen werden.

2006 beschloss die Stadtverordnetenversammlung einen städtebaulichen Ideenwettbewerb zur Neugestaltung des Areals am Michelsberg durchzuführen. Ziel war die Schaffung eines würdevollen Ortes zum Gedenken an alle während der nationalsozialistischen Diktatur ermordeten Wiesbadener Jüdinnen und Juden. Bislang erinnerten am Michelsberg, dem ehemaligen Standort der Synagoge der Altisraelitischen Kultusgemeinde, eine Säule und drei Hinweistafeln an die Zerstörung des Gebäudes in den Novemberpogromen 1938. Bereits 1953 war hier die Heinrich-Heine-Anlage entstanden, in der die von Bildhauer Egon Altdorf geschaffene Stele, die heute am Aufgang zum Schulberg platziert ist, zur Erinnerung an die NS-Verbrechen aufgestellt wurde.

Unter dem Namen "memo 38" bildete sich im Frühjahr 1998 eine Gruppe aus Studierenden und Lehrkräften des Studiengangs Innenarchitektur der Hochschule RheinMain. Sie hatte das Ziel, die 1938 zerstörte alte Synagoge mit Hilfe von 3D-Computeranimationen virtuell zu rekonstruieren. Der prächtige, von Philipp Hoffmann 1869 im maurischen Stil errichtete Bau war Zentrum jüdischen Lebens in Wiesbaden. Die unter Leitung von Edgar Brück geschaffene virtuelle Rekonstruktion war technisch und in der Erinnerungsarbeite wegweisend. Die Computeranimation ist im Erinnerungsraum zu sehen. 2021 erarbeitete die Jüdische Gemeinde Wiesbaden gemeinsam mit dem Stadtarchiv im Rahmen des Projektes "Gesher – Perspektivwechsel 1869 / 1938 / 1946" die Rekonstruktion der alten Synagoge als Augmented und Virtual Reality.

Die Gedenkstätte für die ermordeten Wiesbadener Juden wurde nach den Plänen der Berliner Landschaftsarchitektin Barbara Willeke durch die Stadtentwicklungsgesellschaft Wiesbaden realisiert. Zentral ist das Namentliche Gedenken, das in Form eines umlaufenden Namenbandes die Namen, Geburts- und Sterbedaten sowie Geburts- und Sterbeorte, sofern feststellbar, der in der Shoah ermordeten Wiesbadener Jüdinnen und Juden nennt. Bis 2011 konnten 1.507 Namen recherchiert werden. 2023 wurden weitere 42 Namensteine angebracht. Alle Namen und die anlässlich der Übergabe an die Bürgerschaft 2011 erstellte Dokumentation sind seit 2023 online verfügbar.

Die biographischen Daten der Ermordeten wurden vom Stadtarchiv in Kooperation mit dem Aktiven Museum Spiegelgasse für Deutsch-Jüdische Geschichte recherchiert. Ergänzt wird das Namenband durch "Erinnerungsblätter", die das Aktive Museum erarbeitet. Sie erzählen die ganz persönlichen Geschichten und Schicksale der ermordeten Wiesbadener Jüdinnen und Juden.

Das Konzept der Gedenkstätte umfasst zwei durch die Straßenführung geteilte, miteinander korrespondierende Bereiche. Sie visualisieren die Leerstelle im Stadtbild, die durch die Zerstörung der Synagoge entstanden ist. Im Boden der Gedenkstätte ist der Grundriss der alten Synagoge eingearbeitet. Die Wandelemente markieren den Umriss des Podestes, auf dem der Bau bis zu seiner Zerstörung 1938 stand. An der Westseite befand sich der Haupteingang der Synagoge. Die Gedenkstätte greift dies mit einem gläsernen Einsatz auf, auf dem die Aufnahme des Innenraums der Synagoge zu sehen ist. Eine Informationstafel mit Touchscreen stellt weitere Informationen zum authentischen Ort in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung. Diese können auch an einer Audiostation auf Knopfdruck abgerufen werden.

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