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Geheime Staatspolizei – gegenüber Paulinenstraße 7 bis 11

In der Paulinenstraße 9 befand sich während der NS-Zeit eine Außendienststelle der Geheimen Staatspolizei Frankfurt am Main. Wie allerorten stützte sich deren Arbeit in beträchtlichem Maße auf Denunziationen aus der Bevölkerung.

Viele Regimegegner, aber auch den Nationalsozialisten aus anderen Gründen missliebige Personen wurden nach ihrer Festnahme zur Vernehmung dorthin verbracht. Nicht selten wurden ihnen dabei zum Teil schwerwiegende seelische und körperliche Verletzungen zugefügt. Auch Aussageerpressungen mit vorgehaltener Schusswaffe sind überliefert. Beispielsweise wurden dort Mitglieder oppositioneller Jugendgruppen wie auch Fans der damals als "Entartungserscheinung" bekämpften Swing-Musik drangsaliert. Gleiches widerfuhr mehreren katholischen und evangelischen Geistlichen.

Rechtsanwalt Dr. Hans Buttersack ist 1938 wegen regimekritischer Äußerungen sieben Wochen lang inhaftiert gewesen, unter anderem im Polizeigefängnis Friedrichstraße. Während jener Zeit wurde er mehrfach zum Verhör in die Paulinenstraße verbracht. Am 6. Mai 1943 wurde er erneut festgenommen. Der nationalkonservative Patriot hatte sich couragiert für die Bekennende Kirche betätigt. Außerdem hatte er verfolgten Juden und anderen Bedrängten geholfen. Am 28. Mai 1943 wurde er ins Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Dort ist er am 13. Februar 1945 an Fleckfieber gestorben.

Anfang 1945 wurde das Gebäude durch Bombeneinwirkung zerstört. Danach wurde die Dienststelle in die Mainzer Straße 14 verlegt.

Die NS-Herrschaft beruhte nicht zuletzt auf einem umfassenden polizeilichen Überwachungs- und Verfolgungsapparat. In dessen Visier befanden sich von Anfang an die Gegner des Regimes sowie die Bürgerinnen und Bürger jüdischer Herkunft. Bald wurden auch weitere Minderheiten und Randgruppen aus rassistischen und anderen Gründen verfolgt, wie etwa so genannte "Gemeinschaftsfremde". Ohne Gerichtsurteil und Berufungsmöglichkeit konnten Menschen damals verhaftet und in ein Konzentrationslager eingewiesen werden.

1936 wurde der Reichsführer der SS Heinrich Himmler, der bereits Chef der Politischen Polizei in allen deutschen Ländern und für die Konzentrationslager zuständig war, von Hitler zum Chef der gesamten Polizei ernannt. Damit wurde auch die Kriminalpolizei in den Wirkungsbereich der seit 1933 bestehenden Geheimen Staatspolizei integriert, während die Polizei überhaupt mit der SS eng verklammert wurde. 1939 wurde die Sicherheitspolizei, das heißt Gestapo und Kriminalpolizei, mit dem Sicherheitsdienst der SS im so genannten Reichssicherheitshauptamt zusammengefasst. Dieses unterstand der SS und war für sämtliche offizielle und geheime Polizei- und Sicherheitsorgane zuständig. Die Gestapo war maßgeblich beteiligt an der Vorbereitung und Durchführung der Deportationen der Juden sowie der Sinti und Roma in die Konzentrations- und Vernichtungslager. Dort sind viele Millionen Menschen ums Leben gebracht worden.

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Geheime Staatspolizei – gegenüber Paulinenstraße 7 bis 11 - Informationsstelen an Orten der NS-Verfolgung. wiesbaden.de
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