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Wildbienen

Die Honigbiene des Imkers liefert uns den süßen Brotaufstrich und ist sicherlich jedem bekannt. Aber sie ist nur eine der bei uns lebenden Bienenarten.

Über 560 verschiedene Wildbienenarten kommen bei uns in Deutschland vor. Die meisten von ihnen bilden keine Staaten, sondern leben alleine (solitär) und spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Bestäubung von Blüten.

Nicht alle Stachel stechen

Bei den meisten Bienenarten besitzen die weiblichen Tiere einen „Wehrstachel“. Fast alle Arten sind allerdings überaus friedfertig und wehren sich nur, wenn sie direkt bedrängt werden. Oftmals können ihre Stachel die menschliche Haut gar nicht durchdringen. Lediglich einigen staatenbildende Arten verteidigen ihr Nest und nur der Stich dieser Wespen, Hornissen, Hummeln oder der Honigbiene ist für den Menschen schmerzhaft.

Keine Bienen ohne Landschaft

Wildlebende Bienenarten finden sich am Meer und in den Alpen, in Mooren und Trockenheiden, in Wiesen und Wäldern. Um zu überleben und sich zu vermehren brauchen sie vielfältige Kleinstrukturen wie Waldränder, Heckensäume, Totholzinseln, blütenreiche Feldraine, Fluss-Auen, Sand- und Kiesgruben, Steilwände, Brachen, Obstwiesen oder Naturgärten.

Hauptsache warm und trocken

Bienen lieben Wärme und Trockenheit. Bei kühlem und regnerischem Wetter sind sie selten unterwegs. Auch ihre Nester bauen sie bevorzugt an warmen und trockenen Orten. Nachts oder bei schlechtem Wetter ruhen sie entweder in ihren Nestern, in Hohlräumen, graben sich ein oder suchen verschiedene Blüten als Unterschlupf auf. Nur Hummeln und einige stark behaarte Bienenarten sind auch bei niedrigen Temperaturen aktiv.

Vom Aussterben bedroht

Viele Wildbienen sind inzwischen selten geworden, weil ihnen geeignete Nistplätze und Nahrung fehlen. Ursache hierfür sind die aufgeräumten Kulturlandschaften, die eintönige Nutzung von Feldern und Gärten sowie der Einsatz von Pestiziden. Nach der „Roten Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze“ (Stand Februar 2011) sind von den 560 in Deutschland nachgewiesenen Bienenarten über 52 Prozent im Bestand gefährdet. Davon sind bereits 25 Arten vom Aussterben bedroht und 81 Arten stark gefährdet.

Bienen sind reine Pflanzenfresser

Den eigenen Energiebedarf decken Bienen fast ausschließlich über den zuckerhaltigen Nektar der Blütenpflanzen. Den Blütenstaub sammeln sie als Nahrung für ihre Larven. Manche Bienenarten sind dabei spezialisiert auf bestimmte Pflanzen, andere sind weniger wählerisch und besuchen viele verschiedene Blüten. Ganz „nebenbei“ bestäuben Bienen bei der Nahrungssuche die Blütenpflanzen und ermöglichen so die Frucht- und Samenbildung. Etwa 80Prozent unserer Blütenpflanzen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Bienen übernehmen einen Großteil davon. Das sichert die Nahrungsgrundlage vieler Lebewesen, auch die des Menschen. Auch sind sie selbst ein wichtiger Teil der Nahrungskette und dienen anderen Tieren wie Vögeln, Reptilien und Säugetieren als Nahrungsgrundlage.

Ein Leben für die nächste Generation

Sozial lebende Bienenvölker vergrößern im Laufe des Jahres ihre Nestbauten und damit ihr Volk. Im Herbst stirbt der Staat und nur die Bienenkönigin überwintert, um im nächsten Jahr ein neues Volk heranzuziehen. Die Honigbienenkönigin bringt es dabei im Laufe ihres drei- bis vierjährigen Lebens auf über 100.000 Nachkommen. Anders ist es bei den solitär lebenden Arten. Die Lebensdauer der Weibchen ist meist auf vier bis sechs Wochen begrenzt. In dieser Zeit können sie nur etwa 20 bis 40 Nachkommen erzeugen.

Vom Ei zum fertigen Insekt

Die Entwicklung der Bienen, vom Ei bis zum flugfähigen Insekt, findet in Brutzellen statt. Als Nahrungsvorrat dienen dabei Nektar und Pollen. Kuckucksbienen schmuggeln ihre Eier in die Nester anderer Arten und ihre Larven entwickeln sich dort auf Kosten der Wirtslarven.

Selber graben oder Hohlräume nutzen

Die vielen verschiedenen Bienenarten legen unterschiedlichste Nestbauten an. Sie graben Löcher in den Boden, nagen Höhlen in das Mark von Pflanzenstängeln oder nutzen vorhandene Hohlräume. Manche Arten mauern ihre Nester auf eine feste Unterlage, wobei sie Harz, Pflanzenfasern oder Sand, vermischt mit Speichel, als Baumaterial verwenden.

Blüten für die Bienen

Jeder Garten- und Balkonbenutzer kann einen Beitrag zur Erhaltung der Insektenvielfalt leisten. Dies ist wichtig, denn unseren Wildbienen mangelt es an Flächen, auf denen sie ausreichend Nahrung finden. Bienengerecht bepflanzte Gärten, Terrassen oder Balkone sind in einer sonst eher artenarmen Umgebung eine wahre Oase für die gefährdeten Arten.

Das können Sie tun:

  • Eine bunte Blumenwiese wachsen lassen.
  • Mit heimischen Blütensträuchern die Blütenvielfalt ergänzen.
  • Einen Platz für Wildkräuter zulassen.
  • Von Frühjahr bis Spätsommer für eine nektar- und pollenreiche Blütenpracht sorgen.
  • Statt steriler Züchtungen lieber pollenreiche Wildformen von Gartenblumen pflanzen.
  • Mehrjährige und ausdauernde Stauden auswählen. Sie sorgen für ein dauerhaftes Nahrungsangebot

Auch in Balkonkästen oder Pflanzkübeln wachsen attraktive Wildblumen für die Wildbienen. Einige Gärtnereien haben sich bereits auf den Verkauf von Wildblumen spezialisiert und bieten neben einem umfangreichen Sortiment auch eine entsprechende Beratung an. Unterstützung bei der Pflanzenauswahl ist auch bei den Naturschutzbehörden oder den örtlichen Naturschutzverbänden zu bekommen.

Mehr Raum für wilde Tiere

Je vielfältiger ein Garten gestaltet ist, desto besser. Trockenmauer, Tümpel, Totholzstapel, Sand- oder Steinhaufen, eine Kräuterspirale oder ein Hochbeet – der naturnahen Möblierung sind keine Grenzen gesetzt. Dann herrscht nicht nur von März bis September ein reges Treiben verschiedener Wildbienen- und Wespenarten, sondern eine Vielzahl anderer Tiere findet hier ebenfalls Platz zum Leben und Überwintern.

Künstliche Nisthilfen – Ersatzquartiere lindern die Not

Drei Viertel aller im Garten vorkommenden Wildbienenarten nisten in selbst gegrabenen Höhlen im Boden. Nur ein Viertel der Arten besiedelt als typischer Hohlraumbewohner künstliche Nisthilfen. In einem blütenreichen naturnahen Garten können diese eine wertvolle Ergänzung sein, um den Mangel an Nistmöglichkeiten in der Umgebung auszugleichen. In artenarmen Ziergärten mit großen Rasen- und Pflasterflächen werden sich die nützlichen Insekten trotz angebotener Nisthilfen kaum einfinden.

Nisthilfen für Wildbienen lassen sich in verschiedenen Ausführungen selbst herstellen: von wenig aufwändigen Schilfbündeln bis zur künstlerisch wertvollen Holzstele. Viele Arten von Insektennisthilfen gibt es auch fertig zu kaufen. Allerdings sind nicht alle im Sinne des Artenschutzes zu empfehlen.

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Blühender Ackerrandstreifen Franz Mairinger_pixelio.de
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