Kulturpalast - Mängelbeseitigung
Brief des Kulturbeirats an den Magistrat.
Bitte zur Wiederherstellung von angemessenen Raum- und Arbeitsbedingungen für einen Veranstaltungsbetrieb im Kulturpalast
Sehr geehrter Herr Mende,
im Untergeschoss des ehemaligen Pferdestalls mit Reitschule in der Saalgasse, dem Tattersall, ist auf Initiative des Vereins „Kultur im Palast e.V.“ in über 20 Jahren ein wichtiges soziokulturelles Zentrum gewachsen. Der Verein hat eine relevante Rolle im Stadtteil durch gezielte Jugendarbeit und ein im Viertel einzigartiges Kulturangebot eingenommen.
Die Einbindung dieser Nutzer:innen in den Sanierungsprozess hat der Kulturbeirat schon 2022 zu Beginn der Brandschutzsanierung im Untergeschoss angeregt, nachdem der Verein in einer Sitzung die Lage geschildert hatte. Der Verein wendet sich nun erneut an den Kulturbeirat, da er seinen Aufgaben im Rahmen der (kulturellen) Veranstaltungen im Haus unter den aktuell vorzufindenden Bedingungen nicht und der offenen Jugendarbeit nur unzureichend nachkommen kann. Man bat darum, dass der Kulturbeirat sich selbst ein Bild machen möge und den Verein nach Möglichkeit bei der Kommunikation zur Verbesserung der Raumsituation zu unterstützen.
Am 3. Juli 2025 hat eine Ortsbegehung stattgefunden, bei der auch der Leiter Ihres Büros, Herr Volk-Borowski, teilgenommen hat. Bei diesem Besuch konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass bei der Sanierung des Gebäudes die Belange des Kulturpalastes keine oder nur eine untergeordnete Bedeutung gehabt haben müssen.
Ohne hier auf die Liste der aufgeführten Mängel im Einzelnen eingehen zu wollen, scheinen vor allem Probleme des Schalltransports in die Nachbarschaft nach Installation der Lüftungsanlage und die Tatsache, dass eine einigermaßen vernünftige Bewirtung nach der Renovierung nicht mehr möglich ist, im Vordergrund zu stehen.
An dieser Stelle geht es dem Kulturbeirat gezielt darum, die Kulturinitiative dabei zu unterstützen, den jetzigen Status quo so zu verbessern, dass der angedachte Betrieb und die wichtige Jugendarbeit wieder angemessen durchgeführt werden können. Da die Mängelliste, aus der der Verein bereits in öffentlicher Sitzung des Kulturbeirats zitiert hat, Ihnen wahrscheinlich bekannt ist, will ich nur einige zentrale Punkte herausstellen:
- Die Lüftungsanlage des Tattersalls nimmt die gesamte Decke des Veranstaltungsraums für den Kulturpalast ein. Es wird Schall – mutmaßlich durch diese Anlage – bis zu Anwohnenden in der Lehrstraße übertragen. Es können keine Veranstaltungen im Kulturpalast durchgeführt werden, ohne dass die Nachbarschaft mithört. Zudem verhindert die Anlage die notwendige Hängung von Veranstaltungstechnik, wie z.B. Licht und Ton an der Decke.
- Für die Jugendarbeit sowie für Kulturveranstaltungen ist die Einrichtung einer gastronomiegeeigneten Küche notwendig. Diese kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht erfolgen, da es weder einen Abluftmechanismus noch eine Anschlussmöglichkeit für einen Herd gibt. Die installierten Rauchwarnsysteme sind nicht auf den Betrieb einer Küche ausgerichtet.
- Die Einrichtung einer gastronomischen Theke für den Getränkeverkauf ist unerlässlich, da dieser eine erhebliche Größe in der Finanzierung des Kulturbetriebs ausmacht. Dies ist im Moment nicht möglich, weil es weder ausreichend Stromanschlüsse, noch die Möglichkeit zum Anschluss von Warm- oder Abwasser gibt.
- Momentan steht dem Verein lediglich ein Lagerraum zur Verfügung. Das ist für die zwei unterschiedlichen Betriebsarten der Jugendarbeit und des Kulturbetriebs nicht ausreichend. Es müssen Lagermöglichkeiten geschaffen werden für Technik, Getränke und die Materialien der Jugendarbeit.
- Die Bühne des Kulturpalasts ist in einem offensichtlichen Planungsfehler nicht sachgerecht in den deutlich geänderten Veranstaltungsraum integriert worden. Die Starkstromanschlüsse sind an der eigentlich vom Verein vorgesehenen Stelle für die Bühne angebracht worden, während die Bühne nicht dorthin versetzt wurde, so dass nun eine veranstaltungssichere Inbetriebnahme nur mit umständlicher Verkabelung möglich ist und die Bühne nicht auf den Raum ausgerichtet ist.
Der Kulturpalast leistet nicht nur für den Stadtteil eine unverzichtbare Arbeit. Es wäre ein Treppenwitz, wenn der Verein nach einer Sanierung seine Arbeit dauerhaft einstellen müsste – dies wäre jedoch die wahrscheinliche Konsequenz aus der derzeitigen Lage.
Angesichts der Bedeutung und erfolgreichen Arbeit des Vereins wäre es sehr wünschenswert, wenn für den Kulturpalast schon kurzfristig eine Lösung aus der verfahrenen Situation gefunden werden könnte.
Ich wäre Ihnen, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr dankbar, wenn Sie mit den beteiligten Ämtern dem Kulturpalst schon bald eine Lösung anbieten könnten. Es droht sonst, eines unserer letzten soziokulturellen Zentren in der Stadtmitte wegzubrechen. Dies wäre nicht nur für die Stadt ein herber Verlust und unwiederbringlich, sondern auch kein gutes Zeichen im Hinblick auf ehrenamtliches Engagement und Eigeninitiative.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Helmut Müller
Vorsitzender des Kulturbeirats