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Ehemalige Walkmühle am Bornhofenweg

Die ehemalige Walkmühle blickt auf eine wechselvolle Historie zurück. Erbaut circa 1737, wurde sie in der Folgezeit als Waisenhaus, als Mühle, zum Walken von Leder, als Bierbrauerei sowie zum Färben von Stoffen und zur chemischen Reinigung von Textilien genutzt und immer wieder baulich erweitert. Insbesondere das sogenannte Sudhaus, die weit verzweigten Kellergewölbe sowie die interessante Architektur des zentralen Baukörpers machen den besonderen Reiz dieses Industriegebäudes aus, das unter Denkmalschutz steht.

Ende der 1960er-Jahre übernahm die Stadt Wiesbaden das Grundstück. Kurz darauf wurde der Reinigungsbetrieb eingestellt. In den 1990er-Jahren begannen die ersten Untersuchungen des Untergrundes, die 1998 in der Altlastfeststellung mündeten.

Unsachgemäßer Umgang mit Einsatzstoffen, unzureichende Sicherheitsmaßnahmen und beschädigte Entwässerungsanlagen waren die Ursache dafür, dass Reinigungsmittel mit Chlorierten Kohlenwasserstoffen (CKW) in das Erdreich eingedrungen sind und sowohl den Boden als auch die Bodenluft und das Grundwasser kontaminiert haben. Die Voruntersuchungen waren umfangreich, die schwierige geologisch-hydraulische Standortsituation musste sorgfältig erkundet werden, um den Schaden genau beschreiben und die geeigneten Sanierungsmaßnahmen ergreifen zu können.

Im Oktober 2009 begann die eigentliche Altlastensanierung der ehemaligen Walkmühle. Als Sanierungsmethode wurde die Absaugung und Reinigung der kontaminierten Bodenluft gewählt mit dem Ziel, den Nachschub von Schadstoffen ins Grundwasser zu unterbinden. Dies war im Hinblick auf die Tatsache, dass sich die beiden Schadensherde unterhalb der Gebäude befinden, die praktikabelste, kostengünstigste und erfolgversprechendste Variante. Die erforderlichen Bodenluftpegel konnten auch innerhalb der Gebäude gebaut werden. Mit einem Ventilator wird die schadstoffhaltige Bodenluft aus dem Boden abgesaugt, die Schadstoffe über Aktivkohle gereinigt und die saubere Luft wieder in die Atmosphäre entlassen. Eine regelmäßige Überwachung mittels chemischer Analysen stellt sicher, dass die Sanierung voran geht und Gefährdungen für das Umfeld ausgeschlossen sind.

Vor und während der Sanierung wurde auch das Gebäudeinnere überprüft, um sicherzustellen, dass von den leichtflüchtigen Schadstoffen im Untergrund für Bewohner und Nutzer keine Gefährdung ausgeht.

Parallel wurde auch das Grundwasser erkundet. Die Ergebnisse belegen, dass die Schadensfahne zwar über die Grundstücksgrenze hinausreicht, aber sowohl räumlich als auch in ihrer Zusammensetzung sehr stabil ist. Dies ist ein Zeichen dafür, dass sie sich nur sehr langsam bewegt, aber auch nur sehr langsam auf natürlichem Wege abbaut.

Alle Untersuchungs- und Sanierungsmaßnahmen erfolgen in Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Darmstadt. Bislang wurden seit Beginn der Bodenluftsanierung im Oktober 2009 mindestens 2.900 Kilogramm Schadstoffe ausgetragen. Die reinen Sanierungskosten belaufen sich bislang auf rund 290.000 Euro. Ein Anteil wurde über einen Landeszuschuss mitfinanziert.

Nach derzeitigem Stand (Frühjahr 2016) muss die Sanierung voraussichtlich für zwei weitere Jahre fortgesetzt werden, um das Schadstoffreservoir weiter zu reduzieren. Seit der Änderung der Altlastenfinanzierungsrichtlinie sind inzwischen alle Sanierungskosten vollständig von der Stadt Wiesbaden zu tragen.

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