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Offenlegung des Lindenbachs bei Frauenstein

Vor Querung der Grorother Straße verläuft der Lindenbach in einem gepflasterten Gewässerbett. Im weiteren Verlauf fließt er in einer Linkskurve in einen Rohrdurchlass (DN1000) mit einer ursprünglichen Länge von 82 m unter der Grorother Straße sowie unter einer aufgeschütteten Streuobstwiese hindurch. Die fehlende Substratauflage und glatte Sohlstrukturen im Rohrdurchlass verhinderten ein stromaufwärtswandern der Gewässerorganismen und stellten somit ein Wanderhindernis dar. Auch die Dunkelheit in einem Rohrdurchlass kann zu einer Beeinträchtigung der Wanderung von Gewässerlebewesen führen. Hierbei gilt: Umso länger die Fließstrecke im Dunkeln, umso weniger wahrscheinlich die Durchwanderung.

Die Stelle liegt im Überschwemmungsgebiet, somit war ein hochwasserverträglicher Vorrechen zur Vermeidung von Verstopfungen durch Äste notwendig. Der Abfluss wird dadurch sichergestellt.

Der Bachlauf verlief circa 40 Meter verrohrt innerhalb der Streuobstwiese und anschließend in einem extrem begradigten und befestigten Bachbett.
In die weiterhin bestehende Verrohrung wurden Steinmatratzen aus Taunusquarzitschotter eingezogen. Diese Steinmatratzen wurden händisch befüllt und anschließend mittels Seilwinde eingezogen. Zwischen zwei Matratzen wurde jeweils ein Winkelblech mit Schlitz eingebaut um für einen mäandrierenden Durchfluss zu sorgen.
Ein weiterer Aspekt, der die Wanderung aquatischer Lebewesen in diesem Gewässer unmöglich machte, war der rund 30 cm hohe Absturz am Rohrauslass, der in eine massiv gesicherte Sohle mündete und in der sich ein weiterer Absturz befand.
Die Verrohrung unter der Streuobstwiese wurde komplett rückgebaut. Die in Fließrichtung rechts verlaufende Ufersicherung sowie die Sohlbefestigung wurden entnommen um eine eigendynamische Entwicklung anzuregen. Die linke Uferseite blieb in ihrer ursprünglichen Form erhalten zum Schutz der historischen denkmalgeschützte Mauer.
Zur Erhaltung der Befahrbarkeit des Weges wurde ein Wellstahlprofil zur Bachquerung hergestellt. Der Gewässerabschnitt wurde als Riegelrampe hergestellt, die auch bei geringen Wasserständen die Fischpassierbarkeit gewährleistet durch stufenweisen Gefälleabbau.
Den Auftrag nach öffentlicher Ausschreibung zur Umsetzung der Baumaßnahme erhielt die Firma Albert Weil Bauunternehmungen aus Limburg. Die folgenden Bilder vermitteln einen Eindruck der Umsetzung. Die Baumaßnahme wurde in rückschreitender Bauweise, zur Verminderung von Flurschäden durchgeführt und zudem ökologisch und bodenkundlich durch das Büro die Landschaftsarchitekten Bittkau und Bartfelder begleitet.

Neuprofilierung Gewässerlauf:

Einsetzen Querriegel und Feinsubstrat:

Oberbodenschutz:

Um den Oberboden zu schützen und diesen nicht übermäßig zu verdichten wurde dieser abgetragen, seitlich gelagert und nach Fertigstellung des Gewässerlaufs wieder aufgebracht.

Ökologische Sicherungsmaßnahmen:

Zum Schutz vor Verunreinigungen wurden im gesamten Zeitraum der Arbeiten ein Strohballenfilter sowie eine Ölsperre in das Gewässer eingebracht.

Erste Bewährungsprobe:

Nach Fertigstellung des unteren Bereichs fand ein 1-jähriges Hochwasserereignis statt. Hierbei bewährte sich die Ausgestaltung der Gewässersohle, obwohl noch keine Sicherung durch Wurzeleinwuchs stattfinden konnte.

Visualisierung des Strömungsverhaltens:

Wie wurde umgebaut?

Der Durchlass wurde soweit es möglich war (Bis zur Straßenböschung) abgebrochen und rückgebaut, sodass unterhalb der Straße der Bach in einem offenen Gewässerbett durch die Streuobstwiese fließt. Der Feldweg erhielt eine neue Überfahrt durch ein Wellstahlprofil mit natürliches Substratauflage und Bermen an den Uferseiten, wodurch keine Einschränkungen für die Gewässerbewohner zu befürchten sind.
Um die Durchwanderbarkeit für Gewässerlebewesen auch in der weiterhin bestehenden Verrohrung unter der Grorother Straße gewährleisten zu können, wurden sogenannte Steinmatratzen eingebaut, die eine natürliche Sohle bilden. Diese wurden im Rohrdurchlass zusätzlich am Ende mit Querriegeln mit Schlitz versehen, um die Steinmatratzen gegen eine Verlagerung zu schützen und auch bei geringer Wasserführung entsprechende Wassertiefen zu garantieren. Es wird jedoch etwas Zeit brauchen, dass sich genügend Substrat in der Steinmatratzen angesammelt hat um eine natürliche Bachsohle herzustellen.
Die Abstürze im unteren Projektgebiet wurden durch Umgestaltung des Gewässerverlaufs mit offener Riegelrampenbauweise durchgängig gestaltet. Die zur historischen Mauer des Nachbargrundstücks verlaufende Uferseite im befestigten Teilabschnitt des Gewässers wurde durch die Planung nicht verändert, um die historische Mauer vor Beschädigungen zu schützen.

Und wer profitiert davon?

Die Gewässerorganismen! Durch die Wiederherstellung der Durchgängigkeit, sowie die Aufwertung der Struktur, werden neue Lebensräume geschaffen. Im Laufe der Zeit können sich diese zu einem wertvollen Biotop entwickeln. Auch Gewässer begleitende Arten finden in dem neu geschaffenen Bachumfeld mit heimischer Raseneinsaat und Totholzstrukturen einen eigenen Lebensraum.

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Strohballenfilter und Ölsperre zum Schutz des Baches und seiner Lebewesen. wiesbaden.de / Foto: Umweltamt
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