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Renaturierung des Unteren Salzbachs zwischen Theodor-Heuss-Ring und Betriebsgelände InfraServ

Die Landeshauptstadt Wiesbaden wird von mehreren Bächen durchflossen. Im Bereich der Innenstadt fließen die Bäche unterirdisch. Nahezu alle Bäche Wiesbadens münden in ihrem weiteren Verlauf in den Salzbach. Der Salzbach entsteht mit dem Zusammenfluss des Rambach- und Schwarzbachkanals. Im Bereich der Wilhelmstraße münden unter der Luisenstraße der Wellritz- und Kesselbach in den Salzbach.

Der Salzbach verläuft in einem Bachkanal der unter Denkmalschutz steht. Dieser ist aus Klinkersteinen gemauert. Er verläuft unter der Wilhelmstraße, der Friedrich-Ebert-Allee, dem Bahnhofsplatz und dem Bahngelände in Richtung Hauptklärwerk.

Ab dem Theodor-Heuss-Ring tritt der Salzbach tief eingeschnitten wieder ans Tageslicht.

Um welchen Bereich geht es bei der Renaturierung? Was ist das Problem?

Der rund zwei Kilometer lange Planungsbereich befindet sich südwestlich der Innenstadt zwischen Theodor-Heuss-Ring und dem Werksgelände InfraServ. Er verläuft über das Klärwerksgelände des Hauptklärwerks, parallel zur "Hammermühle" und durchfließt die Kleingartenanlage Mühltal. Der gesamte befestigte Abflussquerschnitt des offenen Salzbaches befindet sich in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand.

Der Salzbach ist im betroffenen Bereich zwischen Theodor-Heuss-Ring und Betriebsgelände InfraServ als doppeltes Trapezgerinne (Trockenwetterrinne und Hochwasserprofil) mit unterschiedlich breiten Bermen ausgebildet. Die Abmessungen wechseln mehrfach. Für die Umsetzung der Maßnahme steht der vorhandene befestigte Ausbauquerschnitt zur Verfügung, zusätzliche Flächen können nicht genutzt werden.

Aufgrund der zeitweise, bei Starkregen, auftretenden großen abzuleitenden Wassermengen stellt die nachhaltige Gestaltung eines durchgängigen naturnahen Gerinnes eine erhebliche Herausforderung dar.

In dem stark technisch ausgebauten Bachbett gibt es keine Laich- und Erholungszonen. Es gibt wenig naturnahe Strukturen, lediglich durch den Verfall des ausgemauerten Trockenwettergerinnes ist die Struktur für Lebewesen etwas "aufgewertet" und wird bereits von Fischen angenommen, die bei diversen Begehungen gesichtet werden konnten. Eine Sanierung des Abschnitts ist unerlässlich, da das Bachbett in sich zusammenbricht. Die Kommune ist für alle Fließgewässer unterhaltungspflichtig. Gemeinsam mit der Umsetzung der geforderten Renaturierung und der Sanierung des Abflussquerschnitts konnte eine kosteneffiziente Synergie beider notwendigen Forderungen (Renaturierung und Sanierung) erreicht werden.

Wie sieht es aktuell vor der Renaturierung aus?

Der Salzbach ist, wie auf den nachfolgenden Bildern gut zu erkennen, sehr stark vom Menschen (anthropogen) verändert worden. Der Bach wurde begradigt und die Sohle sowie das Ufer wurden in Beton gefasst um große Wassermengen schnell abtransportieren zu können.

Einen klassischen Gehölzsaum oder einen Uferrandstreifen, der im Idealfall vorhanden sein sollte und das Gewässer beschattet, gibt es nur lückenhaft. Aufgrund der glatten Sohle, ohne Substrat und den fehlenden Strukturelementen im Gewässer, wie Störsteine und Totholz, fließt das Wasser sehr schnell und ist damit für kleine Fische und andere Wasserorganismen schwer zu durchwandern.

Das Gewässerbett weist starke Beschädigungen auf und wird bei jedem stärkeren Abfluss weiter ausgespült und weiter geschädigt.

Im gesamten Maßnahmengebiet gibt es mehrere Überquerungen und Brückenbauwerke. Bei der Betrachtung des Hochwasserabflusses spielen diese eine zentrale Rolle. Um konkrete Aussagen zu den Auswirkungen der Renaturierung auf den Hochwasserabfluss treffen zu können ohne diesen zu verschlechtern, wurde seitens des Planungsbüros ein hydraulisches 2D-Modell erstellt. Hierfür wurde im Vorfeld, das vollständige Bachbett vom Vermessungsamt der Landeshauptstadt Wiesbaden aufgenommen.

Die denkmalgeschützten Brückenbauwerke sind von der Planung nicht tangiert und bleiben in ihrer Funktion vollständig erhalten.
Die Sohle unter den Überbrückungen ist häufig sehr glatt und hindert Fische und Benthosorganismen an der Wanderung. Die Wanderung soll durch die Renaturierung in der Sohle möglich gemacht werden.
Die geringen Höhen einiger Brückenbauwerke stellen Engstellen bei Hochwasserabflüssen für das Abflussgeschehen dar.

Und wie wird umgebaut?

Da in dem Maßnahmengebiet der Hochwasserschutz eine zentrale Rolle spielt, muss ein Kompromiss zwischen einer möglichst naturnahen, ökologischen Gestaltung und der Sicherstellung des Abflussvermögens gefunden werden. Mit Gestaltung einer ökologisch durchgängigen Sohle, reduziert sich das Abflussvermögen aufgrund von erhöhter Rauigkeit. Um dem entgegenzuwirken, muss der durchflossene Querschnitt vergrößert werden.

Die Planung exemplarisch für zwei unterschiedliche Profiltypen im Maßnahmengebiet ist den folgenden Querschnitten zu entnehmen. Die gelbe Linie entspricht dem derzeitigen Bestand, der im Zuge der Baumaßnahme teilweise abgebrochen wird und im Zuge des Neubaus (rote Linie) teilweise auch saniert wird.

Im Vorfeld an die bauliche Umsetzung der Maßnahme wurde eine wasserrechtliche Genehmigung erteilt, in der auch die Belange des Naturschutzes und des vorsorgenden Bodenschutzes mitberücksichtigt wurden. Eine ökologische und eine bodenkundliche Baubegleitung waren daher nicht erforderlich.

Geplant wird die Maßnahme von dem Ingenieurbüro INROS LACKNER SE aus Wörth am Rhein, welches die EU-weite Ausschreibung zum Planungsverfahren gewonnen hat. Die bauliche Umsetzung wird voraussichtlich ab dem Winter 2024/2025 starten.

Wie sieht es mit den Kosten aus?

Da es sich bei dem Projekt um eine Maßnahme aus dem hessischen Maßnahmenprogramm zur EU-Wasserrahmenrichtlinie handelt, ist die Maßnahme förderfähig. Dies wurde vorab im Zuge der Vorplanung bereits mit den zuständigen Behörden abgestimmt. Der Fördersatz setzt sich aus dem EU-Wasserrahmenrichtlinien Programm und der Förderung für Hochwasserschutzmaßnahmen zusammen. Außerdem orientiert sich dieser wie jedes Jahr neu an der Finanzkraft der Kommunen und wird vom Wirtschaftsministerium festgelegt. Wie hoch der Fördersatz sein wird, ist daher bislang noch nicht bekannt. Da das Bachbett massive Schäden aufweist ist es sanierungsbedürftig

Die Gesamtkosten der Maßnahme belaufen sich derzeit schätzungsweise auf 6,8 Millionen Euro. Sollte die Maßnahme bis Ende 2027 nicht durchgeführt werden, drohen Strafzahlungen durch die EU. Die Kosten für eine notwendige Sanierung ohne Renaturierung wurden ebenfalls ermittelt und belaufen sich auf 2,3 Millionen Euro. Da diese nicht förderfähig sind, werden diese von der förderfähigen Gesamtsumme zur Renaturierung abgezogen.

Wer profitiert von der Maßnahme?

Insbesondere profitieren die Gewässerorganismen von der Maßnahme. Außerdem wird durch die Renaturierung das Landschaftsbild in diesem Bereich des Salzbachs stark aufgewertet. In einiger Zeit werden sich Pflanzengesellschaften, selbstständig anpflanzen und der Bachlauf wird dadurch begrünt. Kleinstlebewesen profitieren von dem natürlichen Begleitgrün am Gewässer.

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