Kolumne im Juni 2025
500 Jahre Weinbau auf dem Neroberg
Liebe Wiesbadenerinnen und Wiesbadener,
im Juni feiern wir 500 Jahre lebendige Weinbaugeschichte auf unserem Neroberg – mit besonderen Weinen, stimmungsvollen Veranstaltungen und vielen Möglichkeiten, den Neroberg zu erleben, zu schmecken und zu feiern. Die feierliche Auftaktveranstaltung ist am Mittwoch, 4. Juni, ab 11 Uhr - auf dem Neroberg natürlich.
Seit dem 25. November 1525 – durch Erlass von Graf Philipp III. von Nassau-Weilburg – wird der Neroberg schon als Weinberg genutzt. Über die Jahrhunderte wandelte er sich vom adligen Privatbesitz zur königlichen Domäne und gehört heute der Stadt Wiesbaden. Seit 2005 bewirtschaftet das Weingut Kloster Eberbach die Monopollage exklusiv. Der Weinberg auf dem Neroberg ist einer der wenigen innerstädtischen Weinberge Deutschlands. Hier werden, dank des einzigartigen Terroirs, Rieslinge mit feinem Spiel der Fruchtaromen und eleganter Fruchtsäure hervorgebracht, die teils auch florale und blumige Noten zeigen. Der Weinberg gilt heute als Kulturdenkmal und steht unter Denkmalschutz.
Schon im 2. Jahrhundert n. Chr. ist der Weinbau im Raum Wiesbaden durch entsprechende Werkzeugfunde belegt. Als ältester Wiesbadener Weinberg gilt ein Gelände im Weidenbornfeld, nördlich des heutigen Südfriedhofs, dessen Ertrag 1096 dem Mainzer St. Jakobskloster geschenkt wurde. Älter sind urkundliche Nachweise für die Wiesbadener Vororte, so die Schenkung eines königlichen Gutes in Kostheim, zu dem unter anderem Weinberge gehörten, an das Mainzer Kloster St. Alban im Jahr 927. 973 nannte Kaiser Otto II. Weinberge in Schierstein sein eigen. Seit 1369 besaßen die Grafen zu Nassau Weingärten. Auch die lokalen Adelsfamilien von Allendorf und die Ritter von Groenesteyn ließen hier ihre Weine anbauen. Kloster Bleidenstadt bezog von seinen Schiersteiner Besitzungen den Wein für seinen Abt. 1570 werden hier 120 Weinbauern genannt. Immer wieder wird in amtlichen Urkunden auf den Weinbau auch in anderen Orten der Region Bezug genommen, so 991 für Biebrich und 1090 für Kastel. 1275 werden Weinberge in Dotzheim erwähnt, wo Kloster Eberbach und der Mainzer Erzbischof im 14. Jahrhundert über umfangreichen Weinbergbesitz verfügten. Im 12. Jahrhundert taucht erstmals Frauenstein in den Urkunden auf. Neben dem Mainzer Erzbischof bauten unterhalb der Burg auch Niederadlige und Bürger ihren Wein an. 1263 werden Weinberge in Nordenstadt urkundlich erwähnt. In den 1970er-Jahren wurde der Weinbau dort eingestellt. Auch Wiesbadener Ortsteile, in denen heute meist nur noch Flur- oder Straßennamen an den Weinbau erinnern, waren in alten Zeiten mit Reben bestockt. Ansehnliche Weinberge gab es um 1500 in Breckenheim, aus denen der Messwein für das Kloster Bleidenstadt kam. Ein Zinsverzeichnis von 1589 listet zahlreiche Wingerte in Biebrich auf. Mitte des 16. Jahrhunderts werden erstmals Weinberge in Erbenheim erwähnt. Seit 1290 betrieb man in Delkenheim Weinbau.
Heute sind nur noch in sechs der 26 Wiesbadener Stadtteile insgesamt 239 Hektar amtlich anerkannte Weinbergflächen ausgewiesen. Aktuell sind 183 Hektar mit Reben bestockt. Fast die Hälfte davon entfällt auf Kostheim (89 Hektar). Auch die Stadtteile Frauenstein (51 Hektar) und Schierstein (35 Hektar) spielen im Wiesbadener Weinbau noch immer eine bedeutsame Rolle. Vergleichsweise klein sind die aktuellen Anbauflächen in Nordost (3,4 Hektar), Dotzheim (3,3 Hektar) und Delkenheim (1,6 Hektar).
In einem durchschnittlichen Weinjahr bringen die Wiesbadener Winzer immerhin 15.000 Hektoliter in ihre Keller. Mit einem Anteil von etwa 80 Prozent dominiert dabei der Riesling, mit großem mengenmäßigen Abstand folgt der Spätburgunder (circa zehn Prozent).
Der Neroberg zählt unabhängig vom Weinanbau zu einem der beliebtesten Ausflugsziele Wiesbadens. Wer oben auf dem Neroberg angekommen ist, genießt einen Traumblick hinunter auf die Stadt. Die 245 Meter hohe Anhöhe bietet viele Freizeitmöglichkeiten. Ein Blickfang ist der Monopteros, eine kleiner Aussichtstempel im Stil der italienischen Renaissance, der seit gut 170 Jahren hier ein Gefühl von mediterraner Grandezza vermittelt.
Alle Informationen zu den Jubiläumsfeierlichkeiten finden Sie hier (Öffnet in einem neuen Tab)!
Herzlichst
Gert-Uwe Mende
Oberbürgermeister
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